Archiv für die Kategorie ‘Veränderung’


06. Juli 2020

Warum Macht wie ein Messer ist – und 5 Gründe, warum Sie eines brauchen!

Abgelegt in Buch, Veränderung

Viele Menschen denken beim Wort Macht das Wort Missbrauch gleich mit. Und das ist gut verständlich: Es gibt viele Beispiele für Machtmissbrauch, und wir erleben ihn früh: Denken Sie einfach an die Lehrperson, die Sie in Ihrer Schulzeit am wenigsten mochten. 

Jeden Tag erfahren wir von Menschen, die ihren Einfluss durchdrücken: rücksichtslos, egoistisch und ohne schlechtes Gewissen. Der Diktator, der sein Volk auspresst, die Abteilungsleiterin, die einen Konkurrenten wegmobbt: Mitglieder im Club der dunklen Macht.

Aber das ist nur eine Seite der Macht: die dunkle. Es gibt auch eine helle Seite. Macht ist wie ein Messer: Es kann verletzen. Es kann aber auch eine Fessel zerschneiden. Oder eine Tomate. Und Sie halten es in der Hand.

Hier sind fünf Gründe, warum es gut ist, wenn Sie Ihren persönlichen Machtbereich gestalten und erweitern:

1. Sie werden cool.

Nehmen wir einmal an, Ihr Herzensanliegen ist die Pferdezucht. Sie haben einen neuen Ansatz und wollen Kooperationspartnerinnen und -partner gewinnen. Sie haben allerdings keinen Zuchtbetrieb. 
Wenn Sie loslegen und tatsächlich etwas bewirken wollen, entwickeln Sie mit Ihrem Pferdezuchtprojekt ganz sicher einige von diesen Eigenschaften: Energie. Leidenschaft. Neugier. Ehrgeiz. Flexibilität. Überzeugungskraft. Ausdauer. Fokus. Kreative Kraft. 

Sie ahnen schon: Sie verändern sich selbst, wenn Sie sich auf den Weg machen, um etwas zu verändern. Sie trainieren lauter Eigenschaften, die Ihnen auch sonst sehr, sehr weiterhelfen können. Ganz nebenbei machen sie auch das Leben schöner. Und irgendwann werden Sie sich an diesen schönen jungen Pferden auf der Wiese freuen…

Kurz: Sie werden sich gut fühlen.

2. Sie steigen gegen den Wind.

Wenn Sie machtvoll wirken wollen, werden Sie Gegenwind bekommen. Das Stirnrunzeln und das Grinsen erfahrener Pferdezüchter. Die Profis, die Ihnen nicht zuhören. Wenn Sie dran bleiben, lernen Sie, mit Hindernissen und kritischen Stimmen umzugehen und Ihren Kurs zu halten. Nebenbei treffen Sie all die interessanten und spannenden Menschen, die ebenfalls etwas verändern wollen.

Kurz: Sie werden Stärke und Durchhaltevermögen gewinnen.

3. Sie verbessern Ihre Kommunikation.

Wenn Sie andere überzeugen wollen, brauchen Sie eine überzeugende Sprache und überzeugende Körpersignale. Die trainieren Sie. Außerdem schauen Sie genauer hin, wie andere Menschen kommunizieren, die ihre Ideen umsetzen. Die Mit-Wirkenden bieten Ihnen ein persönliches Kommunikationstraining. Und die Pferde geben Ihnen sowieso ein ehrliches Feedback. 

Kurz: Sie bekommen das, was Sie brauchen, um Ihr Leben und Ihre Projekte mit anderen nach Ihren Vorstellungen zu gestalten.

4. Sie erleben die Kraft im Kleinen.

Es geht dabei gar nicht um den Friedensnobelpreis oder das Bundesverdienstkreuz. Die wirksamsten Menschen dieser Welt haben klein angefangen und dann eine Hebelwirkung entwickelt. Rosa Parks steht im Bus nicht für einen Weißen auf und macht damit den Anfang für die schwarze Bürgerrechtsbewegung der USA. Alfred Wegener sieht auf der Landkarte, dass die Ostküste Südamerikas wie ein Puzzleteil an die Westküste Afrikas passt – und entdeckt in jahrelanger Puzzlearbeit die Zusammenhänge der Plattentektonik, während seine Fachkollegen ihn belächeln.

Und Sie überzeugen vielleicht die eine Pferdezüchterin, es einmal mit Ihrem Ansatz zu versuchen. Nur ein einziges Jahr lang. Oder Sie schreiben einen Artikel, der in die richtigen Hände eines Investors fällt…

Kurz: Sie erfahren die Macht der kleinen Veränderungen.

5. Sie können die Welt verändern. Zum Besseren.

Wollen Sie wirklich, dass sich diejenigen durchsetzen, die den Club der dunklen Macht bevölkern? Ich auch nicht. Deswegen ist es gut, wenn Sie Ihre eigenen Vorstellungen dagegensetzen und sie gestalten. Das ist schon Macht.

Kurz: Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Es braucht Menschen wie Sie, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Sie braucht Sie.

Und jetzt Sie!

Wo ist ein Anliegen, das Ihnen wichtig ist? Gute Luft? Bessere Bedingungen für Schülerinnen und Schüler? Ein Impfstoff? Optimale Ernährung? Eine gerechtere Gesellschaft? Ein Spielplatz in der Nachbarschaft? Oder hat das Ding mit der Pferdezucht Sie auf eine Idee gebracht? Dann fangen Sie an!

Für den Weg zu Ihrer persönlichen Macht finden Sie in unserem neuen Buch alles, um Ihr Messer in die Hand zu nehmen. Auf der hellen Seite, versteht sich!

Hier finden Sie eine Leseprobe.

Ein Bild, das Zeichnung enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

30. März 2020

Ressourcen: Selbstständigkeit und Online-Coaching

Meine große Aufgabe in diesen Tagen ist es, die Dinge gelassen zu lassen, auf die ich keinen Einfluss habe. Und es gibt ja zum Glück viele Bereiche, die sich auch zu Hause gestalten lassen. Mir tut es zum Beispiel gut, jedem Tag eine Struktur zu geben. Alleinzeit, Sport, Arbeiten… Und an jedem  Tag, den ich im Homeoffice bin, gönne ich mir eine üppige Lerneinheit und kümmere mich natürlich auch um mein Unternehmen.

Heute will ich teilen, wie meine beruflichen Lerneinheiten gerade aussehen.  Etliche Ressourcen kosten nichts oder haben einen sehr fairen Preis – und hier und da konnte ich eine Reduktion für meine Leserinnen und Leser verhandeln.

Die erste Rubrik gilt uns Selbstständigen, die in nur wenigen Wochen ganz neue Fragen und Anforderungen auf dem Tisch haben. Das ist für viele schwer – besonders bei denen von uns (mich eingeschlossen), die nicht gerade das no-risk-no-fun-Weltbild unterschreiben.

Selbstständige

Gerade nutze ich zur Orientierung intensiv die Telkos und die Ressourcen, die der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschlands e.V. (VGSD) anbietet. Ich bin seit Jahren Mitglied, weil der VGSD die einzige Stimme der Solo-Selbstständigen ist (oder der Unternehmen mit sehr wenigen Angestellten), die politisch wirklich Gehör findet. Der VGSD war zum Beispiel auch bei den Beratungen über die aktuellen Corona-Soforthilfen in Berlin dabei. Gerade jetzt ist es wichtig, dass diese Stimme der Selbstständigen vernehmlich ist und für viele Menschen steht. Deshalb ist ein Beitritt immer eine gute Idee. Dabei gibt es einen Community-Zugang, der nichts kostet. Wer Mitglied werden will, ist ab 8 € im Monat dabei, was ich sehr fair finde.

Einen immer ziemlich aktuellen Überblick über die Soforthilfen für alle Bundesländer und wichtige Informationen bietet das Gründerlexikon. Einen Überblick über Finanzstrategien für Selbstständige bietet die Plattform finanztip.de. Auch hier gibt es fortlaufend Aktualisierungen.

Online-Coaching

Die meisten meiner Coachings finden gerade online statt. Ich nutze gern die Plattform Zoom, weil sie stabiler ist als Skype und sehr praktische Möglichkeiten bietet – etwa ein virtuelles Whiteboard oder eine zweite Kamera für den Flipchart. Ich lerne gerade sehr viel dazu. Ein ausgezeichnetes Buch zum Online- Coaching ist das Buch von Sandra Dundler: Es ist sehr praxisorientiert und deckt viele Themen ab, die für uns Coaches gerade wichtig sind. Die Qualität von Online-Coachings hängt stark davon ab, wie wir uns als Coaches auf die Arbeit über physische Distanzen hinweg einstellen. Ein Beispiel: Vor dem Bildschirm neigen Menschen dazu, sich sehr schnell auf die Sachebene zurückzuziehen. Hier braucht es Interventionen, um auch die emotionale Ebene einzubeziehen.

Der Verlag ManagerSeminare versendet das Buch versandkostenfrei, und für (Probe)Abonnierende der Zeitschrift Training aktuell gibt es einen um 10 € reduzierten Sonderpreis.

Das derzeitige Top-Thema

Die Arbeit im Homeoffice ist für viele Coachees eine enorme Herausforderung: sowohl für Führungskräfte als auch für Teammitglieder. Ich arbeite seit Jahren mit Faircoach zusammen und bin deshalb auf zwei sehr gute Selbstlernkurse gestoßen, die ich weiterempfehle.

Führen aus dem Homeoffice

Dieses Webinar richtet sich an Führungskräfte, die aus dem Homeoffice ihre Teams gut begleiten und Dinge umsetzen wollen. Es gibt viele und dafür kurze Lerneinheiten zu einem breiten Buffet an Themen, etwa Führungsstil, Selbstorganisation, Mitarbeiterbegleitung, Gestaltung des Umfeldes… Ich habe von diesem Selbstlernkurs sehr profitiert und empfehle ihn auch meinen Coachees. Ich arbeite mit Faircoach seit Jahren zusammen, und CEO Oliver Hofmann gibt Ihnen einen Nachlass von 5 Euro auf den ohnehin günstigen Kurs, wenn Sie hier ordern.

Arbeiten im Homeoffice

Dieses Webinar ist für Teammitglieder gedacht und nimmt eine andere Perspektive ein. Aber auch hier steht die Selbstorganisation im Vordergrund: Wie gestalte ich meinen Arbeitsalltag? Wie gehe ich aus der Distanz mit Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen um? Wie gebe ich meinem Arbeitsalltag Struktur, und wie schaffe ich Abstand zu den Menschen und meinem sonstigen Leben zu Hause? Welche digitalen Tools helfen mir?

Auch auf diesen Kurs spendiert Oliver Hofmann einen einen Nachlass von 5 Euro, wenn Sie hier ordern.

Weiterbildung

Vieles von dem, was ich als Präsenztrainerin brauche, benötige ich auch in der Online-Welt. Und doch gibt es bei der Entwicklung und Durchführung von Online-Seminaren neue und andere Dinge, die wichtig werden: Tools, Teilnehmendenaktivierung, die eigene Rolle als Lernbegleitung auf Distanz, das Marketing… Der Kurs von Uta Fröschen ist ein Paket, in dem die Trainerin die Inhalte nicht nur vermittelt, sondern auch gleich selbst „vortanzt“. Er wird nun nochmals angeboten und findet wieder in zwei Modulen statt. Es sind noch Plätze frei, und es gibt einen Rabatt von 50 Euro auf den Seminarpreis, wenn Sie in der Anmeldung bei Sabine Blank von Faircoach meinen Namen erwähnen.

Und was machen Sie so?


18. März 2020

Ist jetzt wirklich Intro-Zeit?

Corona. Kaum etwas ist so, wie es bis vor ganz kurzem noch war. Und ja, viele der Einschränkungen, die unser öffentliches Leben auf Sparflamme herunterfahren, sind intro-freundlich: Alle halten Abstand voneinander. Es gibt Zeit zum Lesen. Verabredungen, Veranstaltungen und Feiern werden abgesagt. Es gibt weniger Lärm, dafür mehr Zeit und Ruhe zum Nachdenken. Homeoffice mit heißem Tee ersetzt das Großraumbüro oder lange Meetings in großer Runde. Wobei die PR-Profi Jana Assauer, auch mit Intro-Anteilen, ganz richtig anmerkt: Mit (hungrigen, gelangweilten und zum Arbeiten anzuregenden) Kindern im Homeoffice ist es auch für Intros nicht so richtig ruhig und reizarm.

Trotzdem. Gefühlt dutzendweise Blog-Beiträge betonen: Hey, es ist Intro-Zeit. Und Lachen ist gesund. Klar schaue ich mir gerade auch gern lustige Beiträge wie die von Bored Panda  an. Und nochmal klar: Den Beinahe-Hausarrest und die ungewählten Phasen des Alleinseins finden Extrovertierte wohl eher nicht so toll – auch nicht mit Kids, die Kissenschlachten machen.

Intro-Stress trotz Social Distancing

Das, liebe Leserin und lieber Leser, ist aber nur die halbe Wahrheit. Neben dem Ruhebedürfnis und der Empfindlichkeit auf äußere Reize gibt es noch eine dritte Eigenschaft, die intro- von extrovertierten Hirnen unterscheidet: Es ist das leicht erregbare Vorsichtszentrum im Limbischen System – auch Mandelkern oder Amygdala genannt. Durch Cortisol-Messungen lässt sich gut nachweisen: Intros sind besonders gestresst, wenn es zu wenig Sicherheit gibt. Sie bekommen auch schneller da Bedürfnis, sich zu schützen. Und nein, das bedeutet nicht, dass wir Angsthäsinnen und -hasen sind: Es bedeutet, dass es uns gut geht, wenn wir und sicher fühlen.

Hier zum Nachlesen aus meinem Buch Intros und Extros (Gabal 2014):

Cover "Intros und Extros"

Also: Die unfreiwillige Corona-Pause ist für Intros eine enorm stressreiche Zeit. Was wird aus der Gesundheit? Wie geht es den älteren Menschen im Freundes- und Verwandtenkreis? Sind sie in Gefahr? Wie lange gibt es meinen Arbeitsplatz in seiner bisherigen Form noch? Und für uns Selbstständige: Wie lange halten wir den Verdienstausfall durch?

Fragen über Fragen. Alle sorgen für Turbulenzen im Kopf. Vor allem in einem introvertierten. Hinzu kommt, dass die allermeisten Menschen in unserem Land noch nie eine wirklich ernsthafte Krise erlebt haben: Die war bis jetzt immer woanders. Nur die Älteren und Menschen aus Krisengebieten erinnern sich an den Krieg, an Epidemien, an Hunger, an Flucht und an lebensbedrohliche Gefahren. Wir hatten es bis jetzt immer relativ gut – und die Krisenpraxis fehlt uns.

Es geht weiter!

Uns fehlt auch das Erfahrungswissen, das gelassen macht. Egal, wie katastrophal die Situation ist – es geht immer weiter, irgendwie. Genau das werden wir nach dieser Krise haben: Erfahrungswissen. Ja, jeder Corona-Tod ist furchtbar. Ja, der Zusammebruch eines großen Teils der Wirtschaft ist schrecklich. Und ja, es wird wieder anders werden. Für Intros und für Extros. Es geht immer weiter.

Das sage ich meinem empfindlichen Vorsichtszentrum im Hirn. Und nehme nach einigen Tagen Schockstarre die Projekte auf, die ich schon längst verfolgen wollte. Endlich habe ich zum Beispiel dieses Video-Equipment bestellt, das mir der sehr kundige Emanuel Koch empfohlen hat. Es geht weiter…

Nachtrag: Inzwischen hat der Stern einen netten Beitrag zum Thema veröffentlicht.

 


28. März 2018

Die Sehnsuchtsstrategie: Im Gespräch mit Anja Schreiber

Dies ist eine Premiere: Zum allerersten Mal habe ich jemanden um ein Interview gebeten. Die „Jemand“ ist Anja Schreiber, eine in Berlin ansässige Journalistin. Anja ist mir aufgefallen, weil sie besondere Fragen stellt und auf besondere Weise hinhört und Themen entwickelt. Als sie neulich in einem Gespräch über Introvertierte von ihrem eigenen Buchprojekt erzählte, wurde ich neugierig: Sehnsucht und Karriere – das ist eine außergewöhnliche Kombination. Ich habe dann einfach einen Rollentausch vorgeschlagen und einmal selbst die Fragen gestellt. Hier ist das Ergebnis:

Liebe Anja Schreiber, wie kommt eine Journalistin eigentlich zu einem Thema wie die Sehnsucht?

Das ist ganz einfach: Ich beschäftige mich als Journalistin seit über zwanzig Jahren mit den Themen Studium, Beruf und Karriere. In zahllosen Interviews mit Fachleuten und Berufstätigen ist mir immer mehr deutlich geworden, wie wichtig die Sehnsucht für ein gelungenes Berufsleben ist – auch wenn der Begriff nicht unbedingt wörtlich vorkommt. Es ist mir deswegen ein Anliegen, einen Weg aufzuzeigen, wie Menschen ihre eigene persönliche Sehnsucht erkennen und konstruktiv für ihren Beruf nutzen können. Diese Methode namens „Sehnsuchtsstrategie“ findet sich in meinem gleichnamigen Ratgeber, den ich letztes Jahr veröffentlicht habe.

Warum ist Ihnen die Frage nach der Sehnsucht so wichtig geworden?

Die Frage nach der Sehnsucht wendet den Blick nach innen. Es geht also nicht um die Interessen und Erwartungen anderer, sondern um unsere persönlichen Wünsche und Träume. Aber genau die kommen oft zu kurz. Wir Menschen fragen uns ständig, wie wir bei anderen ankommen. Viel seltener gehen wir dagegen der Frage nach, was wir ganz persönlich wollen.

Für mich ist die Erkenntnis der eigenen Sehnsucht ein wichtiger Teil der Selbstreflexion! Wenn wir ein gutes (Berufs-)Leben führen möchten, dann kommen wir nicht umhin, in uns hineinzuhören. Reflexion bewahrt uns davor, uns etwas vorzumachen und so eine Richtung einzuschlagen, die gar nicht zu uns passt. Und gerade diese Passgenauigkeit entscheidet meist darüber, ob wir zufrieden sind – und letztendlich auch erfolgreich.

Ihr Buch „Die Sehnsuchtsstrategie“ ist ja auf die berufliche Neuorientierung zugeschnitten. Ist der Beruf ein gutes Biotop für Sehnsucht?

Ich glaube schon! Grundsätzlich empfinden wir Menschen in allen Lebensbereichen Sehnsüchte: Wir haben zum Beispiel Sehnsucht nach erfüllenden Beziehungen zu Menschen und vielleicht nach finanzieller Unabhängigkeit. Darüber hinaus gibt es religiöse und spirituelle Sehnsüchte. Die Themen Finanzen und Beziehungen berühren nicht nur das Privatleben, sondern auch den Beruf. Oft geht es um Erfolg, Anerkennung, Wertschätzung und Sinn: Das alles sind mögliche Sehnsuchtsziele im Job.

Der Begriff Work-Life-Balance zeigt, dass es Denkrichtungen gibt, die zwischen Beruf und Leben unterscheiden. Ich finde diese Trennung nicht glücklich. Denn eigentlich hat alles mit allem zu tun. Wir Menschen legen unsere Persönlichkeit und unsere Träume nicht ab, wenn wir durch die Bürotür gehen. Sicher trauen sich viele nicht, im Beruf ihre Wünsche zu verbalisieren oder gar zu leben. Aber sie sind da!

Welche Fragen stellen Sie Menschen, die ihre Sehnsucht nicht so genau kennen?

Ich versuche, mit sehr konkreten Fragen die Sehnsucht herauszufiltern. Wenn man jemand allgemein fragt, nach was er sich im beruflichen Kontext sehnt, kommt vielleicht nicht viel dabei heraus. Eventuell entsteht sogar eine gewisse Sprachlosigkeit. In der „Sehnsuchtsstrategie“ bitte ich deshalb meine Leserinnen und Leser, sich zum Beispiel Folgendes zu fragen: Wer sind meine Stars oder Vorbilder? Warum? Womit kann ich mich stundenlang befassen und dabei völlig die Zeit aus dem Blick verlieren? In welchen Momenten erlebe ich Sinn? Wen beneide ich und warum? Die Antworten auf solche Fragen können Sehnsüchte offenlegen. Außerdem bitte ich meine Leserinnen und Leser, sich ihre Wunschzukunft ganz konkret vorzustellen. Dabei geht es nicht nur um den Beruf, sondern um das ganze Leben.

Sind Ihnen schon sehnsuchtsfreie Menschen untergekommen? Wenn ja: Wie nehmen Sie sie wahr?

Manche Menschen wirken vollkommen visions- und sehnsuchtslos. Doch wer weiß, wie es in ihrem Innern aussieht? Grundsätzlich gehört die Sehnsucht zum Leben und sicher ist auch, dass sie sich nicht immer erfüllt. Vielleicht trauen sich deshalb manche Menschen nicht, das Thema auszusprechen. Möglicherweise befürchten sie, als Versager dazustehen, wenn sie sich zu ihrer Sehnsucht bekennen, aber dieses Ziel nicht erreichen. Es kann auch sein, dass sie keinen Zugang zu ihren Sehnsüchten haben, sich ihrer also nicht bewusst sind. Ich würde also niemanden als sehnsuchtsfrei bezeichnen. Wohl aber gibt es sehr unterschiedliche Grade der Bewusstheit. Gerade das ist mein Ziel: Menschen bei der Bewusstwerdung zu unterstützen.

Sehen Sie Unterschiede zwischen den Sehnsüchten intro- und extrovertierter Menschen?

Sehnsüchte spiegeln die Individualität von Personen wieder. Insofern könnte es hier in der Tat Unterschiede zwischen Intros und Extros geben. Aber Verallgemeinerungen sind schwierig. Denn natürlich können Intros auch ganz verschiedene Wünsche und Träume haben. Vielleicht will ein Intro Speaker werden, auch wenn das auf dem ersten Blick nicht naheliegt.

Der Hauptunterschied könnte eher in der Art liegen, wie Intros und Extros mit ihren Sehnsüchte umgehen. Wahrscheinlich haben Menschen, die sich nicht scheuen, über sich zu reflektieren, einen leichteren Zugang zu ihren Sehnsüchten. Wer vornehmlich im Außen ist, wird wenig Gelegenheit haben, sich seinem Inneren zu stellen. Hier sind Intros sicher im Vorteil!

Allerdings geht es im zweiten Schritt – nach der Reflexion – auch ums Handeln. Ich kann mir vorstellen, dass Extros in diesem Bereich im Vorteil sind, weil sie Dinge vielleicht schneller und mutiger anpacken.

Welche Sehnsüchte sind Ihnen persönlich zu wichtigen Impulsen geworden?

Eine meiner großen Sehnsüchte seit meiner Kindheit und Jugend war immer das Schreiben als Beruf. Sie sehen: Ich bin diesem Sehnsuchtsziel gefolgt! Ich sehe mich dabei aber noch nicht am Ende der Entwicklung, sondern auf dem Weg. Eine zweite Sehnsucht – die sich allerdings erst später entwickelt hat – ist, Menschen zu inspirieren und zur Reflexion anzuregen. Vereinfacht könnte man sagen, dass ich Hilfe zur Selbsthilfe leisten möchte! Mein Wunsch ist, dass meine Leserinnen und Leser zufriedener werden, weil sie ihr eigenes Leben leben!

Anja Schreiber: Die Sehnsuchtsstrategie. Wie Sie durch berufliche Neuorientierung Erfüllung und Zufriedenheit finden, Berlin 2017/2018, E-Book: 2,99 Euro, Taschenbuch: 7,99 Euro

Anja Schreiber M.A.
Website
dialog@anjaschreiber.de


02. Februar 2015

Wirkung ist messbar: Was S.C.I.L. so kann

Seit einiger Zeit arbeite ich mit dem S.C.I.L.-Profil, einem neuen Persönlichkeitstool. Und weil es eben neu ist und viele meiner Coachees und Teilnehmenden es so gut für sich verwenden können, stelle ich es hier vor.

 

S.C.I.L. steht für vier Bereiche, in denen Menschen wirken und auch wahrnehmen: Sensus (der Gefühlsbereich), Corpus (der Bereich nicht-verbaler Kommunikation), Intellektus (der Bereich des Verstandes) und Lingua (Sprache und Stimme).  Am einfachsten stellen Sie sich diese vier Kategorien als Radiosender (wie z.B. den WDR) vor, auf denen wir  empfangen, vor allem aber auch senden. Jeder dieser vier „Sendebereiche“ hat wieder vier Frequenzen (oder einzelne Sender, also WDR 2, WDR 3…), die unsere Wirkung und Wahrnehmung noch einmal genauer aufschlüsseln.

Das klingt wissenschaftlich und ist es auch in einem positiven Sinne, weil S.C.I.L. alle Anforderungen an ein solides Tool  (wie Reliabilität oder Validität) erfüllt. Mindestens ebenso wichtig ist aber der Mehrwert: S.C.I.L. ist das erste Tool, mit dem sich unsere Wirkung überhaupt solide und umfassend feststellen lässt. Bisher war das nur teilweise möglich.

Dabei ist das S.C.I.L.-Profil vor allem eines: ein Anfang, sozusagen ein Panoramablick auf die eigene Ausstrahlung. Im Anschluss lautet die Frage: Wo will ich wozu etwas ändern? Die Antworten, die ich höre (und die ich mir auch selbst gegeben habe), können ganz unterschiedlich ausfallen:

„Ich will, dass mein Chef mir zuhört, wenn ich im Meeting etwas berichte.“
„Ich will für meine Umgebung sichtbarer und deutlicher präsent werden.“
„Ich will in der Verhandlung weniger bedrohlich und menschlich sympathisch rüberkommen.“
„Ich will mehr Verständnis zeigen – ich habe es ja, aber man sieht es nicht.“
„Ich will, dass deutlicher wird, wie viel ich auf dem Kasten habe.“

Um diese Ziele zu erreichen, braucht es natürlich mehr als ein Profil. Aber S.C.I.L. bietet Planungssicherheit: ein „Packende“. Denn nach dem Auswertungsgespräch ist klar, wohin die Reise gehen sollte, wenn der oder die Coachee sich auf den Weg macht. Und da die Arbeit eine Arbeit an der Wirkung ist, lässt sich auch relativ leicht etwas verändern. Ich merke das an mir selbst – seit einiger Zeit arbeite ich an meiner räumlichen Präsenz und an der Frequenz Emotionalität. Nicht, weil ich keine Emotionen habe, sondern weil ich es anderen leichter machen will, sie auch zu sehen…

Wenn Sie mehr über S.C.I.L. erfahren wollen, können Sie hier mehr lesen. Und ein Buch gibt es auch zum Thema.

 

 


13. November 2011

Papademos und Monti – leise Krisenmanager

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung porträtiert heute die beiden neuen Ministerpräsidenten in  Griechenland und Italien. Lukas Papademos und Mario Monti haben offensichtlich vieles gemeinsam: Sie sind hochintelligent. Sie haben für ihre ökonomische Ausbildung ausgezeichnete Lehrer gewählt, die beide später den Nobelpreis erhielten. Sowohl Papademos als auch Monti wurden früh Professoren und gelten als Wirtschaftsexperten.

Doch am interessantesten finde ich die Parallelen in den persönlichen Merkmalen:
Papademos wie Monti meiden den offenen Schlagabtausch und scheinen eher sach- als machtorientiert zu sein. Sie gelten beide als diszipliniert, fleißig – und auch als distanziert und Menschen mit wenigen Freunden.

Zwischen den Zeilen entsteht hier das Bild zweier leiser Menschen. Sie sind es nun, die in einer Zeit zur Macht berufen werden, die gute  Krisenmanager verzweifelt dringend und drängend braucht. Was befähigt besonders leise Menschen dazu, diese schwere Aufgabe zu bewältigen? Aus meiner Sicht helfen ihnen vor allem zwei Stärken:

Erstens können leise Menschen leichter als Extrovertierte die Sache vor die Person stellen und entsprechend handeln: konzentriert und auf das Wesentliche bezogen, eher nach sachlichen Notwendigkeiten als nach Kriterien des Machterhaltes und der Popularität. Sie sind weniger darauf angewiesen, selbst im Mittelpunkt zu stehen.

Zweitens sind leise Menschen – das lässt sich sogar neurobiologisch nachweisen – eher sicherheitsorientiert, während Extrovertierte eher auf Stimulation und Belohnung ausgerichtet sind. (Dies muss nicht so ausgeprägt sein wie bei Montis Vorgänger…)

Wir leben in einer politischen und wirtschaftlichen Situation, die Sachorientierung, Vertrauensbildung und Sicherheitsstreben zu hochattraktiven Eigenschaften macht. Genau diese können leise Menschen glaubwürdig vermitteln – besonders dann, wenn sie auch noch sehr kompetent sind.

Doch es gibt auch Schwierigkeiten, mit denen viele leise Führungspersönlichkeiten zu ringen haben.

Die erste und wohl größte Herausforderung ist die Überzeugungskraft. Wie werden es Papademos und Monti schaffen, starke Koalitionen hinter sich zu sammeln, visionäre Stärke zu entwickeln und Menschen zum Handeln (und zu Opfern) zu bewegen? Wie gut werden sie politische Partner und die eigene Bevölkerung motivieren und zu neuen Wegen zu ermutigen – in einer Zeit, in der die meisten frustriert, zornig oder sogar zynisch sind?

Zweitens sind Krisenzeiten auch Konfliktzeiten. Konfliktsituationen sind bei leisen Menschen unpopulär und werden gern gemieden. Dies ist innen- wie außenpolitisch aber gerade so gut wie unmöglich: Beide Ministerpräsidenten werden sich vor allem als Konfliktmoderatoren bewähren müssen und zwischen verschiedenen Lagern und Interessen zu vermitteln haben.

Ich bin gespannt, wie Papademos und Monti ihre neuen Positionen ausfüllen werden.
Alle guten Wünsche für zwei kluge, leise Menschen!


14. September 2011

Leise? Wieso leise?

Seit gestern twittere ich nicht nur unter meinem Namen, sondern auch unter dem Account @LeiseMenschen.
Zeit für eine Erklärung: Was bringt mich zu diesem Thema? Und was ist das Thema überhaupt?

Wie so manches Neue begann auch diese Geschichte mit Ärger.
Ich ärgerte mich in meinen Weiterbildungen, wenn extrovertierte Referierende ihre Art der Kommunikation für allgemeingültig oder überlegen hielten (mein Lieblingsantibeispiel: große Bewegungen!).
Ich ärgerte mich, wenn die introvertierten Menschen, mit denen ich so gern arbeite, diese Botschaften mit sich herumschleppten und sich selbst als unterlegen bewerteten: sei es beim Präsentieren, beim Verhandeln oder beim Aufbau von Kontakten.

Beide Ärger-Anlässe entsprechen nicht den Tatsachen.
Erstens: Introvertierte Stärken in der Kommunikation unterscheiden sich von denen extrovertierter Menschen.
Zweitens: Introvertierte sind genauso gut und erfolgreich in ihren Auftritten und Gesprächen – vorausgesetzt, sie kennen ihre Stärken wie ihre Hürden und handeln danach.

Viele der erfolgreichsten, klügsten und einfallsreichsten Menschen auf diesem Planeten sind leise Menschen.
Sie fallen nur nicht so auf.

Um wieder auf den Ärger zurückzukommen: Sich zu ärgern ist nur dann sinnbehaftet, wenn die freigesetzte Energie dann auch zu etwas gut ist. Ich habe meine genutzt, um ein Buch zum Thema zu schreiben, das bald erscheinen wird. Und ich nutze sie, um über leise Kommunikation zu informieren: zum Beispiel hier und auch auf Twitter, eben unter @LeiseMenschen.

Es ist an der Zeit. (Fortsetzung folgt…)


22. April 2011

Artgerechte Haltung für Menschen: Fazit nach acht Monaten

Nach meinem Beitrag zum Muckibudenzauber haben viele Blogleser genauer nachgefragt, wie ich das genau mache mit der Ernährung und der Bewegung – und ob wirklich beides gleich wichtig ist. Nun bin ich keine Biochemikerin und keine Fitness-Expertin, und auch das Thema dieses Blogs ist ein anderes.

Aber hey – wenn es anderen hilft, was ich hier aufschreibe, wenn es sie auf neue Ideen und zu einem freundlicheren Verhältnis zu ihrem Körper bringt, dann ist das ein klarer Fall von gelungener Kommunikation: mein Thema! Außerdem habe ich während meines Selbstversuchs vieles nachgelesen und nachgefragt. Die Ergebnisse teile ich hier gern – und es passt ja auch gut ins Ende der Fastenzeit, dieses Thema!
Hier also die

Gebrauchsanleitung für den menschlichen Körper:
Die Super-Duper-Einfachversion in 10 Punkten

  1. Jeder Körper ist einzigartig: Es gibt kein allgemeines Rezept für einen starken, schlanken Körper, das für alle funktioniert. Sie können aber herausfinden, was für Sie persönlich funktioniert: was Sie gut verdauen können, wie viel und welche Art von Bewegung Ihnen gut tut.
  2. Dennoch scheint es eine für Menschen insgesamt artgerechte Ernährung zu geben, die zu mehr Energie und einem gesunden Maß an Körperfett führt. Wie viel Körperfett das in Ihrem Fall ist, hängt wieder von Ihrem individuellen Typ ab. Mein Mann hat den Körper eines Marathonläufers. Ich nicht. Das Leben ist nicht fair.
  3. Eine artgerechte Ernährung ist wichtiger als eine erhöhte Bewegungsleistung. Artgerecht bedeutet, dass
    – unser Körper genügend Nährstoffe und Energie zur Verfügung hat, und dass er
    – diese Energie nicht als Fett in die gleichnamigen Fettzellen stopft, anstatt sie in Muskelkraft, Hirnleistung oder andere schöne Dinge umzuwandeln.
  4. Diese Ziele lassen sich am leichtesten dadurch erreichen, dass Sie die Aufnahme von Zucker und Stärke deutlich reduzieren. Beide scheinen so eine Art menschliches Mastmittel zu sein: billig, gern gefuttert und Lieblinge der Fettzellen.
  5. Wenn Sie das für sich selbst testen wollen, machen Sie (na gut, nach Ostern!) ein kleines Experiment: Lassen Sie einen Monat lang abends und nur abends alles Süße und alles krass Stärkehaltige weg: Schokolade, alles Schleckerzeug, Kuchen, Gebäck, aber auch Kartoffeln, Brot, Reis, Mais, Chips und ja, auch Pasta und Pizza. Außerdem Cocktails, Fruchtsäfte, Limos und andere zuckerhaltige Getränke. Und Bier. Sorry.
    Essen Sie stattdessen abends Gemüse zusammen mit Eiweiß: Tofu, Ei, Käse, Fisch, Para- oder Macademianüsse, Krustentiere, Geflügel oder auch Fleisch. Ihre Muskeln brauchen das.
  6. Essen Sie in dieser Zeit nur drei Mahlzeiten, die mindestens vier Stunden Abstand voneinander haben sollten. Essen Sie so lange, bis Sie angenehm satt,  aber nicht vollgestopft sind. Das finden Sie am besten heraus, wenn Sie beim Essen weder lesen noch fernsehen oder twittern.
  7. Der Effekt der beiden Maßnahmen aus 5. und 6.: Ihr Körper holt sich mehr Energie aus den Fettzellen, vor allem nachts. Die tun ihrerseits das, was wir uns von ihnen wünschen: Sie schrumpfen.
  8. Bewegen Sie sich, wenn Sie Lust und Energie dazu verspüren. Die Reihenfolge ist logisch: Erst muss die Energie in die Muskeln, dann wollen wir uns bewegen. Wenn wir sie umdrehen, passiert zweierlei: Wir werden hungriger, und wir sparen die Bewegung woanders wieder ein. Ansonsten sind Kardio- und Muskeltrainings gesund – sie machen uns allein eben nur nicht dünner!
  9. Die meisten Menschen verlieren auf diese Weise Fett und gewinnen Kraft. Die Herausforderung besteht in der Konsequenz aus Punkt 1: Es gilt herausfinden, wie viel Stärke und Zucker Sie persönlich verarbeiten können, ohne dicker und schlapper zu werden. Mein Mann kann zum Beispiel Berge von Nachos, Pasta und Schokolade vertilgen und verbrennt alles. Tja. Grrr.
  10. Wenn die neue Ernährungsweise für Sie passt, so passen Sie Ihre Ernährung an Ihre individuelle Stärke- und Zuckertoleranz an. Lassen Sie beides abends weg und bleiben Sie bei drei Mahlzeiten täglich. Morgens und mittags können Sie experimentieren: Wie viel Stärke und Zucker können Sie essen, ohne wieder zuzunehmen? Wenn Sie in dem Monat Ihres Experimentes nichts abgenommen haben, dann sind Sie entweder sehr schlank, oder Sie sollten mittags wie abends essen, weil Sie besonders stärke- und zuckersensibel sind.

Das Schöne an dieser Strategie ist, dass Sie im Prinzip alles essen können – nur eben nicht zu jeder Tageszeit, und vielleicht mehr oder weniger als die Menschen um Sie herum (hier ein letztes Grrr!). Das Ganze funktioniert übrigens auch dann, wenn Sie einmal eine Ausnahme machen. Insgesamt werden Sie merken, dass Sie Ihr Hunger zwischen den Mahlzeiten schnell verschwindet, wenn Sie wieder gelernt haben, zwischendurch aus Ihren Fettzellen zu snacken.

Schicken Sie mir eine Nachricht, wenn Sie die erste Jeans in einer kleineren Größe kaufen. Das ist ein wichtiger Moment… Aber es geht hier ausdrücklich nicht um die Bedienung des allgemeinen Schlankheitswahns: Es geht vielmehr darum, dass wir gesund und stark all die Dinge tun, die wir tun wollen!

Ich wollte als Laie genauer wissen, wie Fett- und Kohlehydratestoffwechsel in Zusammenhang mit Bewegung funktionieren und habe aus diesem Buch bei weitem am meisten gelernt: Gary Taubes (2011). Why We Get Fat. New York: Knopf.

Der Mann hat Recht, findet mein Körper.


13. März 2011

Japanische Gedanken

Die Beziehung zu einem Land kann der Beziehung zu einem Menschen sehr ähneln. Wie wahr das ist, merke ich jetzt, nach der großen Katastrophe in Japan.

Drei Jahre haben wir in Japan verbracht. Unser Sohn wurde dort geboren. Freundschaften wurden dort geschlossen, unschätzbare Erinnerungen wurden geschaffen: Japan wurde zu einem Stück Heimat für uns. Nun, in dem großen Entsetzen, das uns vor den Fernseher, den PC und das Radio bannt, beginne ich zu verstehen, wie sehr Menschen an zerstörter Heimat leiden. Es tut selbst aus der Ferne weh.

Unsere japanischen Freunde sind, wie es aussieht, allesamt gesund –  und so unglaublich stark in dieser Krise. Nur wir sind leider sehr weit weg von ihnen…

Minasan, karada ni yoku ki o tsukete ne.


08. Februar 2011

Neuaufbruch: 3 kleine Dinge

Abgelegt in Veränderung

Nach meinem letzten Eintrag war es schwer, wieder einen Anlauf zu finden. Der Text steht gewichtiger da als alle anderen – und auch trauriger. Bis heute bekomme ich mails von Menschen, die ihn gelesen haben und die einen Bezug zu meiner Freundin und/oder zu mir haben. Herzlichen Dank dafür!

Mein eigenes Leben empfinde ich durch Ursulas Weggehen als Privileg. Die Zeit, die jeder Tag bringt, plane ich nicht wie früher einfach gut durch, sondern sehe sie als kostbare Ressource. Ich habe dieses Jahr mit drei Veränderungen begonnen:

Erstens trenne ich mich jeden Tag von einem Gegenstand. Es ist unglaublich, wie viel ungenutzter Kram sich ansammelt. Es ist auch unglaublich, wie leicht und froh es macht, wenn dieser Kram weg ist. Möglichkeiten zum Entsorgen gibt es reichlich: hauptsächlich all die Mülltrennungsgelegenheiten. Aber über vieles, was für mich überflüssig geworden ist, von der Kleidung bis zu Krimis, freuen sich andere Menschen.

Zweitens frage ich mich jeden Tag mindestens einmal: Was will ich jetzt am liebsten tun? Manchmal weiß ich keine Antwort. Manchmal kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als das, was ich gerade verrichte. Und manchmal bekomme ich erstaunliche Einsichten. In meinen letzten kamen Vanilletrüffeln, ein eisernes Jugendstil-Pferdchen und zwei neue Themen für meine „Marktgespräche“ vor, zu denen ich jeweils wenige kluge, tolle Menschen in meine Räume einlade.

Drittens gehe ich sehr viel bewusster mit meinen Mitmenschen um und trainiere, auf eigene Bewertungen so weit wie möglich zu verzichten. Das kommt mir bei meiner Arbeit zugute: Ich stelle meinen Klienten und Seminarteilnehmern ganz neue Fragen. Was für ein Privileg, mit klugen Menschen zu arbeiten, die dann um echte Antworten ringen! Die ersten konkreten Folgen sind sichtbar (und hauen mich um!).

Alle drei Änderungen sehen beim Niederschreiben klein aus. Es ist umso erstaunlicher, was sie an Lebensqualität bringen.  So wild und blitzend wie Ursula kann und will ich nicht leben. Aber in Sachen Intensität sieht es gut aus…