Mit ‘artgerechtes Leben’ getaggte Artikel


28. März 2018

Die Sehnsuchtsstrategie: Im Gespräch mit Anja Schreiber

Dies ist eine Premiere: Zum allerersten Mal habe ich jemanden um ein Interview gebeten. Die „Jemand“ ist Anja Schreiber, eine in Berlin ansässige Journalistin. Anja ist mir aufgefallen, weil sie besondere Fragen stellt und auf besondere Weise hinhört und Themen entwickelt. Als sie neulich in einem Gespräch über Introvertierte von ihrem eigenen Buchprojekt erzählte, wurde ich neugierig: Sehnsucht und Karriere – das ist eine außergewöhnliche Kombination. Ich habe dann einfach einen Rollentausch vorgeschlagen und einmal selbst die Fragen gestellt. Hier ist das Ergebnis:

Liebe Anja Schreiber, wie kommt eine Journalistin eigentlich zu einem Thema wie die Sehnsucht?

Das ist ganz einfach: Ich beschäftige mich als Journalistin seit über zwanzig Jahren mit den Themen Studium, Beruf und Karriere. In zahllosen Interviews mit Fachleuten und Berufstätigen ist mir immer mehr deutlich geworden, wie wichtig die Sehnsucht für ein gelungenes Berufsleben ist – auch wenn der Begriff nicht unbedingt wörtlich vorkommt. Es ist mir deswegen ein Anliegen, einen Weg aufzuzeigen, wie Menschen ihre eigene persönliche Sehnsucht erkennen und konstruktiv für ihren Beruf nutzen können. Diese Methode namens „Sehnsuchtsstrategie“ findet sich in meinem gleichnamigen Ratgeber, den ich letztes Jahr veröffentlicht habe.

Warum ist Ihnen die Frage nach der Sehnsucht so wichtig geworden?

Die Frage nach der Sehnsucht wendet den Blick nach innen. Es geht also nicht um die Interessen und Erwartungen anderer, sondern um unsere persönlichen Wünsche und Träume. Aber genau die kommen oft zu kurz. Wir Menschen fragen uns ständig, wie wir bei anderen ankommen. Viel seltener gehen wir dagegen der Frage nach, was wir ganz persönlich wollen.

Für mich ist die Erkenntnis der eigenen Sehnsucht ein wichtiger Teil der Selbstreflexion! Wenn wir ein gutes (Berufs-)Leben führen möchten, dann kommen wir nicht umhin, in uns hineinzuhören. Reflexion bewahrt uns davor, uns etwas vorzumachen und so eine Richtung einzuschlagen, die gar nicht zu uns passt. Und gerade diese Passgenauigkeit entscheidet meist darüber, ob wir zufrieden sind – und letztendlich auch erfolgreich.

Ihr Buch „Die Sehnsuchtsstrategie“ ist ja auf die berufliche Neuorientierung zugeschnitten. Ist der Beruf ein gutes Biotop für Sehnsucht?

Ich glaube schon! Grundsätzlich empfinden wir Menschen in allen Lebensbereichen Sehnsüchte: Wir haben zum Beispiel Sehnsucht nach erfüllenden Beziehungen zu Menschen und vielleicht nach finanzieller Unabhängigkeit. Darüber hinaus gibt es religiöse und spirituelle Sehnsüchte. Die Themen Finanzen und Beziehungen berühren nicht nur das Privatleben, sondern auch den Beruf. Oft geht es um Erfolg, Anerkennung, Wertschätzung und Sinn: Das alles sind mögliche Sehnsuchtsziele im Job.

Der Begriff Work-Life-Balance zeigt, dass es Denkrichtungen gibt, die zwischen Beruf und Leben unterscheiden. Ich finde diese Trennung nicht glücklich. Denn eigentlich hat alles mit allem zu tun. Wir Menschen legen unsere Persönlichkeit und unsere Träume nicht ab, wenn wir durch die Bürotür gehen. Sicher trauen sich viele nicht, im Beruf ihre Wünsche zu verbalisieren oder gar zu leben. Aber sie sind da!

Welche Fragen stellen Sie Menschen, die ihre Sehnsucht nicht so genau kennen?

Ich versuche, mit sehr konkreten Fragen die Sehnsucht herauszufiltern. Wenn man jemand allgemein fragt, nach was er sich im beruflichen Kontext sehnt, kommt vielleicht nicht viel dabei heraus. Eventuell entsteht sogar eine gewisse Sprachlosigkeit. In der „Sehnsuchtsstrategie“ bitte ich deshalb meine Leserinnen und Leser, sich zum Beispiel Folgendes zu fragen: Wer sind meine Stars oder Vorbilder? Warum? Womit kann ich mich stundenlang befassen und dabei völlig die Zeit aus dem Blick verlieren? In welchen Momenten erlebe ich Sinn? Wen beneide ich und warum? Die Antworten auf solche Fragen können Sehnsüchte offenlegen. Außerdem bitte ich meine Leserinnen und Leser, sich ihre Wunschzukunft ganz konkret vorzustellen. Dabei geht es nicht nur um den Beruf, sondern um das ganze Leben.

Sind Ihnen schon sehnsuchtsfreie Menschen untergekommen? Wenn ja: Wie nehmen Sie sie wahr?

Manche Menschen wirken vollkommen visions- und sehnsuchtslos. Doch wer weiß, wie es in ihrem Innern aussieht? Grundsätzlich gehört die Sehnsucht zum Leben und sicher ist auch, dass sie sich nicht immer erfüllt. Vielleicht trauen sich deshalb manche Menschen nicht, das Thema auszusprechen. Möglicherweise befürchten sie, als Versager dazustehen, wenn sie sich zu ihrer Sehnsucht bekennen, aber dieses Ziel nicht erreichen. Es kann auch sein, dass sie keinen Zugang zu ihren Sehnsüchten haben, sich ihrer also nicht bewusst sind. Ich würde also niemanden als sehnsuchtsfrei bezeichnen. Wohl aber gibt es sehr unterschiedliche Grade der Bewusstheit. Gerade das ist mein Ziel: Menschen bei der Bewusstwerdung zu unterstützen.

Sehen Sie Unterschiede zwischen den Sehnsüchten intro- und extrovertierter Menschen?

Sehnsüchte spiegeln die Individualität von Personen wieder. Insofern könnte es hier in der Tat Unterschiede zwischen Intros und Extros geben. Aber Verallgemeinerungen sind schwierig. Denn natürlich können Intros auch ganz verschiedene Wünsche und Träume haben. Vielleicht will ein Intro Speaker werden, auch wenn das auf dem ersten Blick nicht naheliegt.

Der Hauptunterschied könnte eher in der Art liegen, wie Intros und Extros mit ihren Sehnsüchte umgehen. Wahrscheinlich haben Menschen, die sich nicht scheuen, über sich zu reflektieren, einen leichteren Zugang zu ihren Sehnsüchten. Wer vornehmlich im Außen ist, wird wenig Gelegenheit haben, sich seinem Inneren zu stellen. Hier sind Intros sicher im Vorteil!

Allerdings geht es im zweiten Schritt – nach der Reflexion – auch ums Handeln. Ich kann mir vorstellen, dass Extros in diesem Bereich im Vorteil sind, weil sie Dinge vielleicht schneller und mutiger anpacken.

Welche Sehnsüchte sind Ihnen persönlich zu wichtigen Impulsen geworden?

Eine meiner großen Sehnsüchte seit meiner Kindheit und Jugend war immer das Schreiben als Beruf. Sie sehen: Ich bin diesem Sehnsuchtsziel gefolgt! Ich sehe mich dabei aber noch nicht am Ende der Entwicklung, sondern auf dem Weg. Eine zweite Sehnsucht – die sich allerdings erst später entwickelt hat – ist, Menschen zu inspirieren und zur Reflexion anzuregen. Vereinfacht könnte man sagen, dass ich Hilfe zur Selbsthilfe leisten möchte! Mein Wunsch ist, dass meine Leserinnen und Leser zufriedener werden, weil sie ihr eigenes Leben leben!

Anja Schreiber: Die Sehnsuchtsstrategie. Wie Sie durch berufliche Neuorientierung Erfüllung und Zufriedenheit finden, Berlin 2017/2018, E-Book: 2,99 Euro, Taschenbuch: 7,99 Euro

Anja Schreiber M.A.
Website
dialog@anjaschreiber.de


24. März 2015

Leise Menschen – hart am Wind (1): Wie gehen wir mit Druck um?

Leise Menschen – hart am Wind (1)

Wie gehen wir mit Druck um?

 Mit diesem Beitrag eröffne ich eine Themenreihe: In regelmäßigen Abständen poste ich hier Erkenntnisse, die leisen Menschen in einer oft ganz und gar nicht leisen Welt weiterhelfen können. Dabei geht es mir nicht um Artenschutz, sondern um ein artgerechtes Leben: Wenn es stimmt, dass gemischte Teams besonders erfolgreich sind, sorgen wir doch am besten dafür, dass es allen Teammitgliedern gut geht. Und noch besser ist, wenn wir uns fragen, was „Gutgehen“ für uns selbst eigentlich bedeutet.

Stress im Hirn

Gerade Extrovertierte üben in ihrem Verhalten und in ihrer Kommunikation leicht Druck aus, ohne dass sie das eigentlich wollen oder sich dessen bewusst sind. Extros sind handlungsorientiert, menschenzugewandt und – in entspanntem Zustand – eigentlich fröhliche, zupackende Menschen. Ihre nach außen gerichtete Energie schenkt ihnen eine lebendige Sprache und lässt sie mutig Hindernisse überwinden.

Für Intros ist Druck schlicht anstrengend. Der Extro kann aus verschiedenen Gründen mit seiner zupackenden Energie in Intro-Hirnen für Stress sorgen. Egal, ob die Motivation Status, Gewinnen, Macht oder einfach Power-Kommunikation heißt: Die Stresshormone fließen – vor allem bei Intros, die besonders leicht überstimuliert oder besonders vorsichtig sind.

Laute Szenen

Neulich im Meeting sah das so aus:

Intro-Managerin Karla: Wir haben nach unserer Recherche also ein ziemlich klares Ergebnis: Solange wir das Patent allein haben, werden wir die Nachfrage für das Medikament auf dem neuen Markt sehr wahrscheinlich so steigern können, dass wir die Gewinnzone ungefähr in (…)

Extro-Kollege Alex (unterbrechend): Jaja, stimmt. Jetzt geht es aber darum, schnell aktiv zu werden, bevor die Konkurrenz wieder schneller da ist. Ich schlage vor, wir machen jetzt schnellstens Nägeln mit Köpfen: nämlich (…)

Extro-Chefin: Alles klar – nimmst Du das in die Hand, Alex?

Karla: (guckt fassungslos)

Sie sehen, wie die Sache läuft: Vielleicht wurde Alex schlicht ungeduldig, weil ihm Karlas Beitrag zu langsam vorkam. Vielleicht wollte er sich auch einfach selbst positionieren: Dann wäre es ein Statusding, sich auf Karlas Kosten zu positionieren. Und die hat – egal, aus welchem Motiv Alex sie unterbrochen hat, – Stress. Und sie ärgert sich nach innen, nicht nach außen. Was ihr Ansehen im Team angeht, steht auf einem zusätzlichen Blatt.

Leise Gegenwehr

Wenn Sie ein leiser Mensch sind, haben Sie sich womöglich an ähnliche Situationen in Ihrem eigenen Berufsalltag erinnert und leiden mit Karla. Und womöglich fragen Sie sich gerade, wie Sie in einer solchen Situation eigentlich reagieren können.

Zum Glück gibt es im leisen Repertoire ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten. Verteidigen Sie sich!
Was genau Sie tun können? Wählen Sie selbst. Hier sind einige leise Methoden. Gehen wir dafür zurück ins Meeting.

Methode 1: Für klare Regeln sorgen

Karla: Hey Alex – immer erst ausreden lassen, hm? Steht auf dem Poster!

Vorteil dieser Variante: Allgemeine Regeln gelten für alle – auch leise Moderatoren und Diskussionsleitungen finden es relativ leicht, ohne Ansehen der Person auf sie hinzuweisen. Klappt  sogar bei Vorgesetzten!

Methode 2: Freundlich weiterreden und das Gesagte intelligent nutzen

Karla: Ja, lieber Alex, finden wir auch. Deshalb haben wir schon einmal dafür gesorgt, dass die erste Niederlassung schon nächste Woche (…)

Diese Methode ist fortgeschrittender: Sie brauchen eine relativ schnelle Reaktionsfähigkeit. Wenn Sie ein wenig trainieren, brauchen Sie nur soviel Zeit, wie Sie brauchen, um „Ja, lieber Alex“ zu sagen, um den Inhalt hinterherzuschicken. Wenn Sie nicht gerade mit einem Überraschungsknaller wie der Niederlassung punkten können, reicht es zu sagen, dass Sie schon längst an einer arbeiten. Es geht vor allem um eins: um das Weiterreden. Das geht freundlich und leise.

Methode 3: Im Vorfeld mit den Entscheidungsträgern reden und ihnen das Wichtigste mitteilen

Extro-Chefin: Warten Sie, Alex, lassen Sie Karla mal zuende reden. Es gibt da schon ein Team.

Diese Variante hat zwei Vorteile: Erstens mögen es Vorgesetzte sehr, früher als andere informiert zu sein. Zweitens braucht Karla nicht selbst das Wort zurückzuerobern – das macht schon die Chefin. Mit einer deutlichen Signalwirkung: Alex wird sich nicht noch einmal trauen, sie zu unterbrechen.

Methode 4: Mit Humor eine Ebene höher gehen

Karla: Mooooment, lieber Alex – bist Du mir da gerade ins Wort gefallen? Vor allen anderen? Nee, oder? Also, was ich sagen wollte, (…)

Karla muss gar nicht laut sein – sie braucht nur zu erreichen, dass ihr „Mooooment!“ den Aggrex schon im Ansatz stoppt. Wenn sie eine sehr leise Stimme hat, hilft tief Einatmen und ein zusätzliches Heben der Hand.

 

Methode 5: Gnadenloser Charme

Legen Sie Alex freundlich die Hand auf den Unterarm, während Sie gleichzeitig weiterreden. Das geht natürlich nur, wenn Sie neben ihm sitzen. Wenn nicht, können Sie ihn anlächeln – auch eine Art, die Zähne zu zeigen!

 

Viel Freude beim Ausprobieren. Finden Sie heraus, wie Sie die Stresshormone am schnellsten loswerden, die zupackende Extros Ihnen geschickt haben.

Vergessen wir nicht: Wir stressen die Extros auch. Natürlich ganz klar, ohne das zu wollen. J

 

Buchtipp:

 


SYLVIA LÖHKEN

Intros und Extros

Wie sie miteinander umgehen und voneinander profitieren

360 Seiten, gebunden
E-Book inside
ISBN: 978-3-86936-549-7
€ 24,90 (D) | € 25,60 (A)
GABAL Verlag, Offenbach 2014

Intros, Extros und Zentros nebeneinander in ihren Stärken, Neigungen und auch Hürden im Umgang miteinander zu betrachten – das ist nicht nur fair, sondern ein Gebot der Realität. Denn wir leben ja nicht in Intro- und Extro-Kapseln. Die Realität ist das gemischte Team: in der Partnerschaft und in der Familie, mit Freunden und Kollegen, mit Chefinnen und Mitarbeitern. Das Buch zeigt vor allem eines: wie Menschen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, Neigungen und Eigenschaften zusammenwirken und voneinander profitieren können. Die Praxisbeispiele und ihre Lösungen führen zu mehr Verständnis, Toleranz und Wertschätzung gegenüber „leisen“ und „nicht so leisen“ Menschen in der Selbst- wie in der Fremdwahrnehmung.

 


02. Februar 2015

Wirkung ist messbar: Was S.C.I.L. so kann

Seit einiger Zeit arbeite ich mit dem S.C.I.L.-Profil, einem neuen Persönlichkeitstool. Und weil es eben neu ist und viele meiner Coachees und Teilnehmenden es so gut für sich verwenden können, stelle ich es hier vor.

 

S.C.I.L. steht für vier Bereiche, in denen Menschen wirken und auch wahrnehmen: Sensus (der Gefühlsbereich), Corpus (der Bereich nicht-verbaler Kommunikation), Intellektus (der Bereich des Verstandes) und Lingua (Sprache und Stimme).  Am einfachsten stellen Sie sich diese vier Kategorien als Radiosender (wie z.B. den WDR) vor, auf denen wir  empfangen, vor allem aber auch senden. Jeder dieser vier „Sendebereiche“ hat wieder vier Frequenzen (oder einzelne Sender, also WDR 2, WDR 3…), die unsere Wirkung und Wahrnehmung noch einmal genauer aufschlüsseln.

Das klingt wissenschaftlich und ist es auch in einem positiven Sinne, weil S.C.I.L. alle Anforderungen an ein solides Tool  (wie Reliabilität oder Validität) erfüllt. Mindestens ebenso wichtig ist aber der Mehrwert: S.C.I.L. ist das erste Tool, mit dem sich unsere Wirkung überhaupt solide und umfassend feststellen lässt. Bisher war das nur teilweise möglich.

Dabei ist das S.C.I.L.-Profil vor allem eines: ein Anfang, sozusagen ein Panoramablick auf die eigene Ausstrahlung. Im Anschluss lautet die Frage: Wo will ich wozu etwas ändern? Die Antworten, die ich höre (und die ich mir auch selbst gegeben habe), können ganz unterschiedlich ausfallen:

„Ich will, dass mein Chef mir zuhört, wenn ich im Meeting etwas berichte.“
„Ich will für meine Umgebung sichtbarer und deutlicher präsent werden.“
„Ich will in der Verhandlung weniger bedrohlich und menschlich sympathisch rüberkommen.“
„Ich will mehr Verständnis zeigen – ich habe es ja, aber man sieht es nicht.“
„Ich will, dass deutlicher wird, wie viel ich auf dem Kasten habe.“

Um diese Ziele zu erreichen, braucht es natürlich mehr als ein Profil. Aber S.C.I.L. bietet Planungssicherheit: ein „Packende“. Denn nach dem Auswertungsgespräch ist klar, wohin die Reise gehen sollte, wenn der oder die Coachee sich auf den Weg macht. Und da die Arbeit eine Arbeit an der Wirkung ist, lässt sich auch relativ leicht etwas verändern. Ich merke das an mir selbst – seit einiger Zeit arbeite ich an meiner räumlichen Präsenz und an der Frequenz Emotionalität. Nicht, weil ich keine Emotionen habe, sondern weil ich es anderen leichter machen will, sie auch zu sehen…

Wenn Sie mehr über S.C.I.L. erfahren wollen, können Sie hier mehr lesen. Und ein Buch gibt es auch zum Thema.

 

 


01. Juni 2014

Wenn Odins Rabe krächzt. Oder: Warum es gut ist zu leben, was wir wissen

Im Mai war viel los: verschiedene Kundenaufträge, Coachings, Buchsignierungen, der Tag der Pflege, ein Auftritt in der Urania… Und zum Ende des Monats hatte ich mich auf meine Keynote im BDVT Camp in Köln gefreut, das meine Kollegin Sabine Heß mit Rieseneinsatz organisierte. Das Thema Lernen für Intro- und Extrovertierte liegt mir sehr am Herzen, und alles war fertig vorbereitet.

Dann verlor ich meine Stimme. Tja. Es ging nichts mehr – und es war wirklich nur die Stimme, ansonsten keine Erkältung, keine Grippe, kein Garnix. Es war Dienstag. Der Vortragstermin war Freitag. Ich habe alle medizinischen Mittel ausprobiert, heißen Tee literweise verkonsumiert, brav die Klappe gehalten und nur über Zettel und WhatsApp kommuniziert. Die Stimme blieb weg. Zum ersten Mal überhaupt blieb mir nichts anderes übrig als einen Auftritt abzusagen. Ohne Stimme lässt sich schlicht kein Vortrag halten.
Und sie ist noch immer nicht wieder richtig zurück – ich klinge ähnlich melodiös wie einer von Odins Raben.

Offensichtlich war der Terminplan für Mai nicht so richig artgerecht für mich: Er war schlicht zu voll. Und das ist peinlich. Denn wenn ich mit Menschen arbeite, vermittle ich gern und aus Überzeugung eben dies: wie wichtig es ist, artgerecht zu leben und arbeiten. Also: Auf sich zu achten. Sich Pausen oder Ablenkung zu gönnen. Wege zum Aufladen der eigenen Batterien gut kennenzulernen. Die besten Umgebungen für die eigene Kreativität und Leistungsfähigkeit zu finden. Undsoweiterundsoweiter.

Und selbst habe ich gerade so richtig über meine Verhältnisse gelebt. Insofern bin ich alles andere als ein leuchtendes Vorbild. Aber erstens habe ich gelernt, wie punktgenau mein Körper mich lahmlegen kann, wenn es nicht mehr geht. Dazu lasse ich es jetzt nicht mehr kommen. Und zweitens habe ich hier doch einen überzeugenden Auftritt als abschreckendes Beispiel.

Also: Seien Sie gut zu sich! Sie verdienen es. (Und ja, ich olle Preußin verdiene es auch.)

PS: Liebe Sabine, Großes Danke für Dein Verständnis. Ich hoffe, Ihr hattet eine wunderbaren zweiten Tag!