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20. Dezember 2012

Merry Christmas, Doctor Reiss! Feiern mit den 16 Lebensmotiven (und mit Tante Trude)

Persönlichkeitsprofile gibt es viele – doch keines hat mich bisher so überzeugt wie das Reiss Profile. Nach diesem Modell bestimmen 16 Lebensmotive in ihrer Ausprägung  das, was uns im Leben wichtig und sinnvoll erscheint, wovon wir viel und wovon wir nicht so viel haben wollen.  Was wir schätzen und womit wir Probleme haben. Was wir brauchen und was überhaupt nicht. Eigentlich sind es sogar 32 Motive, denn jedes der 16 Einzelstücke hat in hoher oder niedriger Ausprägung andere Vorlieben zur Folge. (Die mittlere Intensität ist nicht in gleicher Weise wichtig – allenfalls als Trend.) Wer die 16 Lebensmotive eines Menschen in ihren verschiedenen Ausprägungen ansieht, erhält ein Motivationsbild, das fast so einzigartig ist wie ein Fingerabdruck.

Was diese 16 Lebensmotive mit Weihnachten zu tun haben? Sie werfen zum Beispiel ein Licht auf die unterschiedlichen Wünsche, Vermeidungsstrategien und Genüsse, die das Fest mit sich bringen kann – je nachdem, welche Motive für unser Leben wichtig sind. Aus diesem Blickwinkel ist Weihnachten wie gemacht als Beispiel: ein und dasselbe Fest für viele, aber in seiner Bedeutung für jede(n) einzigartig. Natürlich sind die Beispiele holzschnittartig und nicht immer gaaaanz ernst gemeint. Aber sie helfen, andere Perspektiven zu verstehen. Zum Fest der Liebe gar nicht so schlecht…

Es folgen also hiermit: Weihnachtsstimmungsbilder aus den Perspektiven der 16 Motive, jeweils hoch und niedrig ausgeprägt. (Ausrufezeichen: Hoch ist nicht besser als tief – es verweist nur auf andere Vorlieben und Bedürfnisse! Ich skizziere beide Ausprägungen, hoch und tief, ganz kurz in Klammern.)

Motiv 1: MACHT (führen und leisten wollen bzw. sich an anderen orientieren)
hoch: Dieses Jahr gibt es ein tolles Fest – ich organisiere alles ganz nach meinen Vorstellungen! Und Tante Trude muss sich halt mal anpassen.
tief:  Dieses Jahr werde ich es allen so richtig schön machen und für sie da sein. Gerade Tante Trude wird das guttun.

Motiv 2: UNABHÄNGIGKEIT (frei bzw. emotional verbunden sein)
hoch: Weihnachten? Am liebsten weit weg von der Sippe. Vor allem von Tante Trude.
tief: Endlich ist wieder einmal der ganze Clan zusammen. Sogar Tante Trude kommt.

Motiv 3: NEUGIER (viel wissen bzw. praktisch handeln und umsetzen wollen)
hoch: Eine gute Gelegenheit, einmal etwas über die Jahresendsitten in aller Welt zu erfahren. Ich frage mal Tante Trude, die kennt sich aus.
tief: Ich rufe jetzt Tante Trude an – sie kann mir sicher sagen, wie ich diese blöde Gans doch noch braun bekomme.

Motiv 4: ANERKENNUNG (perfekt sein wollen bzw. selbstsicher ohne Außenbestätigung sein können)
hoch: Die anderen werden Augen machen – so einen absolut authentischen bayerischen Weihnachtsbaum haben sie noch nicht gesehen. Nicht einmal Tante Trude.
tief:  Hehe, YouTube ist toll: 10 Dinge, die Sie nicht tun sollten, wenn Sie Weihnachten feiern. Bringt mich auf ganz neue Ideen für den Umgang mit Tante Trude!

Motiv 5: ORDNUNG (organisiert bzw. flexibel sein wollen)
hoch: Super – bis zum 20. Dezember habe ich die Geschenkeliste dann ohne Stress abgearbeitet. Und ich habe noch Zeit, Tante Trude zum Kaffee zu besuchen.
tief: (googelt am 23.12., wie lange die Geschäfte Heiligabend geöffnet haben. Fragt sich, ob Tante Trude auch zur Feier kommt und ein Geschenk braucht.)

Motiv 6: SPAREN/SAMMELN (aufheben bzw. möglichst frei von Besitz sein wollen)
hoch: (holt die vier Kisten mit Baumschmuck aus vier Generationen aus dem Keller. Denkt an Tante Trudes noch größere Sammlung.)
tief: Ich dekoriere den Baum mit Zuckerstangen, Marshmallows und Spekulatius. Die brauche ich nicht einmal abschmücken. Vor allem dann nicht, wenn Tante Trude zuschlägt.

Motiv 7: EHRE (Werte einhalten bzw. frei von Prinzipien sein wollen)
hoch: Wie schön es ist, jeden Heiligabend die Familientradition  zu pflegen – und Tante Trude hat eben Pech, wenn sie keinen Kartoffelsalat mag.
tief:  In diesem Jahr könnte ich mal zur Best-Tattoo-Big-Booze-Xmas-Party – und Tante Trude habe ich damit auch vom Hals!

Motiv 8: IDEALISMUS (Gerechtigkeit für alle bzw. für die eigene Person)
hoch: So viele Menschen haben es Weihnachten gar nicht gut – ich frage Tante Trude, ob wir vor der Bescherung etwa für die Suppenküche machen.
tief: Mit etwas Glück kann ich mich verdrücken und ein Nickerchen halten, wenn die anderen Eintopf für die Suppenküche machen. Nur Tante Trude darf mich nicht erwischen.

Motiv 9: BEZIEHUNGEN (lieber mit Menschen zusammen bzw. lieber allein sein)
hoch: Alle Feiertage mit schönen Einladungen und Events gefüllt – wunderbar! Nur bei Tante Trude wird es etwas öde sein.
tief: Endlich Zeit zum Lesen. Und zum Spazierengehen. Nur der Besuch bei Tante Trude muss wohl sein. Sonst könnte ich die Hütte in Finnland nur für mich mieten.

Motiv 10: FAMILIE (Fürsorge für Kinder bzw. Freiheit von Fürsorgeverpflichtungen)
hoch: Die leuchtenden Kinderaugen bei der Bescherung – ich freue mich jetzt schon. Und Tante Trude macht sicher Fotos von uns und den Kindern.
tief: Vielleicht kann das Kind ja am zweiten Weihnachtstag bei Tante Trude übernachten. Dann könnten wir zu der schicken Einladung von den Meiers.

Motiv 11: STATUS (überlegen sein bzw. eine(r) unter Gleichen sein)
hoch: Hoffentlich merkt sich Tante Trude, dass die Tasche von Gucci und nicht von Pucci sein soll.
tief: Jogginghosen! Kuschelsocken! Nur Tante Trude wird mal wieder aufgebrezelt einlaufen.

Motiv 12: RACHE/WETTKAMPF (Gewinner sein bzw. Ausgleich anstreben)
hoch: Dieses Jahr haben wir die Meiers klar abgehängt in Sachen Weihnachtsdeko. Sagt sogar Tante Trude.
tief: Vielleicht könnten wir ja die Meiers zum Weihnachtskaffee einladen. Wir haben den Sinn für schöne Weihnachtsdeko gemeinsam. Und Tante Trude findet sie auch nett.

Motiv 13: EROS (sinnlicher Genuss bzw. sinnliche Askese)
hoch: Endlich wieder mit allen Sinnen genießen: Die Lichter! Das Essen! Die Musik! Und  Tante Trude ist für ihr Alter immer noch ein ganz schön heißer Feger.
tief: So ein Aufriss zu Weihnachten. Was kann man schon groß anderes tun als sonst? – Tante Trudes roter Lippenstift ist übrigens gewöhnungsbedürftig!

Motiv 14: ESSEN (Essen genießen bzw. nur Hunger stillen)
hoch: Das ultimative 5-Gang-Menü aus dem Feinschmeckermagazin: Weihnachten rockt! Und Tante Trude kann einen zweiten Nachtisch mitbringen.
tief: Hauptsache, die Meute wird irgendwie satt. Ein Eintopf ist doch zünftig. Mit Tante Trudes Würstchen aus der Dose, was soll’s.

Motiv 15: KÖRPERLICHE AKTIVITÄT (fit sein und sich bewegen bzw. sich ausruhen)
hoch: Alle Jahre wieder: Weihnachtsbaumschlagen mit der Säge. Und dann am zweiten Feiertag mit den Skiern auf die Loipe. Aber was machen wir mit Tante Trude?
tief: Weihnachten darf man sich ausruhen. Das Leben ist hektisch genug. Nur Tante Trude will bestimmt wieder joggen gehen. Verrücktes Huhn.

Motiv 16: EMOTIONALE RUHE (vorsichtig bzw. riskant handeln)
hoch: Bei Glatteis bleiben wir lieber zu Hause. Das muss Tante Trude dann eben verstehen.
niedrig: Wir nehmen das selbstgebastelte Tischfeuerwerk als Überraschung mit zu Tante Trude und probieren es aus. Bis Silvester haben wir dann noch Zeit, um für Nachschub zu sorgen.

 

Für die kommenden Weihnachtstage wünsche ich Ihnen lauter Momente, die Sie mit Ihren eigenen Lebensmotiven glücklich lächeln lassen: sei es dankbar oder genussvoll, überrascht oder gerührt. Und mögen Sie 2013 all das, was Ihnen wichtig und wertvoll ist, aus vollem Herzen leben können. Was kann es Schöneres für Sie selbst geben? Und für die Menschen um Sie herum? Ach ja, grüßen Sie Tante Trude!

 

 


20. Dezember 2011

Leise Momente: 15 kleine Oasen der Ruhe für die Feiertage

Abgelegt in Familie, leiser Mensch

Weihnachten kommt – und mit dem Fest für manchen leisen Menschen auch zu viel Unruhe, Überstimulation und zu austauschwütige Verwandte. Kleine Momente der Ruhe helfen dann, den Energiepegel ebenso wie die innere Balance zu sichern. Und so ermöglichen sie letztlich auch Begegnungen, die diesen Namen verdienen. Hier sind meine 15 Rezepte:

  1. Neben einem schlafenden Tier oder einem schlafenden kleinen Kind sitzen. Auf ihren Atem hören.
  2. Vor den anderen aufstehen und zum Frühstück Muffins backen.
  3. Eine halbe Stunde Yoga zwischendurch im Schlafzimmer.
  4. Einen Spaziergang über den Friedhof machen und auf einem Grab der Wahl eine Kerze aufstellen.
  5. Auf das letzte Blatt des Jahreskalenders in Stichpunkten aufschreiben, was Dich im letzten Jahr besonders beschäftigt hat – und wofür Du dankbar bist. (Geht auch auf dem iPod.)
  6. He Shall Feed His Flock aus Händels Messias hören. Gegebenfalls mit Kopfhörer.
  7. Mit Kamera oder Handy Porträts aus dem Off machen.
  8. An einem Fluss oder See Steinchen werfen.
  9. Die Katze der Nachbarn während deren Weihnachtsurlaub versorgen.
  10. Kochen. Das Hantieren und die entpannten Gespräche in der Küche tun gut.
  11. Einen Brief an jemand in weiter Ferne schreiben. Mit Tinte.
  12. Die Lieblingsstrecke joggen.
  13. Mit einem Heißgetränk im Isolierbecher in einem der fast leeren Busse durch die Stadt fahren.
  14. Einer alten Dame, die selten Besuch bekommt, Weihnachtsgebäck bringen und ein wenig bei ihr sitzen.
  15. Das Wellness-Geschenkpaket mit einem Vollbad antesten.

Wer hat noch weitere bewährte Oasenorte?


18. Juli 2010

Über Ferien, Rumbossen und Freiheit. Ein Gespräch mit Herrn Sohn.

Abgelegt in Familie, leiser Mensch

Herr Sohn (11) und ich haben uns gerade über die Ferienzeit unterhalten. Hier ein Ausschnitt.

Herr Sohn: Ich finde, die Ferien sollen dazu da sein, dass ich tun kann, wozu ich Lust habe. Freiheit!!

Ich: Hm. Und wenn du Lust bekommst, die Wohnung anzuzünden?

Herr Sohn: Neiiin! Ist doch klar, dass ich so was nicht meine. Und ich wohne ja schließlich auch hier. Nein – ich will einfach ohne Befehle leben!

Ich: Das klingt so, als würden wir dich nur rumbossen…

Herr Sohn: Ja, das kommt mir auch so vor.

Ich: Nenn‘ doch mal Beispiele!

Herr Sohn: Immer soll ich alles sofort machen, wenn du es sagst. Zum Beispiel aufräumen.

Ich: Ich habe gelernt, dass du das Aufräumen vergisst, wenn du es nicht sofort erledigst.

Herr Sohn: Stimmt ja auch manchmal. Aber wenn du mich dann erinnerst, dann hört sich deine Stimme so streng an. Und dann denke ich eben, du willst mich rumbossen.

Ich: Die strenge Stimme finde ich ganz logisch. Wer spielt schon gern einen Wecker mit Erinnerungsfunktion?

Herr Sohn: Lass‘ mich doch meine eigene Tagesplanung machen! Du kannst dann sagen, was dir wichtig ist – also zum Beispiel aufräumen oder so. Und ich bestimme alles andere und die Reihenfolge auch.

Ich: Oh – hört sich gut an. Bedeutet das jetzt, dass eigene Planung dich freier macht? Also Boss sein statt rumgebosst zu werden?

Herr Sohn: Ja. Das Geplante dann auch zu tun, das ist natürlich wieder eine andere Geschichte…

Ich: Fang einfach mal an!