Archiv für die Kategorie ‘Intros und Extros’


18. März 2020

Ist jetzt wirklich Intro-Zeit?

Corona. Kaum etwas ist so, wie es bis vor ganz kurzem noch war. Und ja, viele der Einschränkungen, die unser öffentliches Leben auf Sparflamme herunterfahren, sind intro-freundlich: Alle halten Abstand voneinander. Es gibt Zeit zum Lesen. Verabredungen, Veranstaltungen und Feiern werden abgesagt. Es gibt weniger Lärm, dafür mehr Zeit und Ruhe zum Nachdenken. Homeoffice mit heißem Tee ersetzt das Großraumbüro oder lange Meetings in großer Runde. Wobei die PR-Profi Jana Assauer, auch mit Intro-Anteilen, ganz richtig anmerkt: Mit (hungrigen, gelangweilten und zum Arbeiten anzuregenden) Kindern im Homeoffice ist es auch für Intros nicht so richtig ruhig und reizarm.

Trotzdem. Gefühlt dutzendweise Blog-Beiträge betonen: Hey, es ist Intro-Zeit. Und Lachen ist gesund. Klar schaue ich mir gerade auch gern lustige Beiträge wie die von Bored Panda  an. Und nochmal klar: Den Beinahe-Hausarrest und die ungewählten Phasen des Alleinseins finden Extrovertierte wohl eher nicht so toll – auch nicht mit Kids, die Kissenschlachten machen.

Intro-Stress trotz Social Distancing

Das, liebe Leserin und lieber Leser, ist aber nur die halbe Wahrheit. Neben dem Ruhebedürfnis und der Empfindlichkeit auf äußere Reize gibt es noch eine dritte Eigenschaft, die intro- von extrovertierten Hirnen unterscheidet: Es ist das leicht erregbare Vorsichtszentrum im Limbischen System – auch Mandelkern oder Amygdala genannt. Durch Cortisol-Messungen lässt sich gut nachweisen: Intros sind besonders gestresst, wenn es zu wenig Sicherheit gibt. Sie bekommen auch schneller da Bedürfnis, sich zu schützen. Und nein, das bedeutet nicht, dass wir Angsthäsinnen und -hasen sind: Es bedeutet, dass es uns gut geht, wenn wir und sicher fühlen.

Hier zum Nachlesen aus meinem Buch Intros und Extros (Gabal 2014):

Cover "Intros und Extros"

Also: Die unfreiwillige Corona-Pause ist für Intros eine enorm stressreiche Zeit. Was wird aus der Gesundheit? Wie geht es den älteren Menschen im Freundes- und Verwandtenkreis? Sind sie in Gefahr? Wie lange gibt es meinen Arbeitsplatz in seiner bisherigen Form noch? Und für uns Selbstständige: Wie lange halten wir den Verdienstausfall durch?

Fragen über Fragen. Alle sorgen für Turbulenzen im Kopf. Vor allem in einem introvertierten. Hinzu kommt, dass die allermeisten Menschen in unserem Land noch nie eine wirklich ernsthafte Krise erlebt haben: Die war bis jetzt immer woanders. Nur die Älteren und Menschen aus Krisengebieten erinnern sich an den Krieg, an Epidemien, an Hunger, an Flucht und an lebensbedrohliche Gefahren. Wir hatten es bis jetzt immer relativ gut – und die Krisenpraxis fehlt uns.

Es geht weiter!

Uns fehlt auch das Erfahrungswissen, das gelassen macht. Egal, wie katastrophal die Situation ist – es geht immer weiter, irgendwie. Genau das werden wir nach dieser Krise haben: Erfahrungswissen. Ja, jeder Corona-Tod ist furchtbar. Ja, der Zusammebruch eines großen Teils der Wirtschaft ist schrecklich. Und ja, es wird wieder anders werden. Für Intros und für Extros. Es geht immer weiter.

Das sage ich meinem empfindlichen Vorsichtszentrum im Hirn. Und nehme nach einigen Tagen Schockstarre die Projekte auf, die ich schon längst verfolgen wollte. Endlich habe ich zum Beispiel dieses Video-Equipment bestellt, das mir der sehr kundige Emanuel Koch empfohlen hat. Es geht weiter…

Nachtrag: Inzwischen hat der Stern einen netten Beitrag zum Thema veröffentlicht.

 


10. Juni 2018

Wunderbar – auch für Intros auf der Bühne!

Wunderbar heißt ein Buch, das gleich 140 Kontaktmöglichkeiten mit einem großen Publikum beschreibt – von der Bühne aus also. Meine extrovertierte Freundin und Kollegin Margit Hertlein hat es mit Gaston Florin geschrieben und mir schon vor einiger Zeit mit einer lieben Widmung überreicht.

Aber ich habe lange herumgeeiert. Margit und ich haben ganz unterschiedliche Redestile. Als Intro springe ich auf der Bühne eher nicht aus Torten (während Margit das mit Weißbiergläsern schon sehr erfolgreich praktiziert hat). Deshalb war das Buch für mit Extro-Territorium. Und gar zu viele Vorträge habe ich erlebt, in denen der Effekt vor dem Inhalt stand. Zugegeben: Ich hatte meine Vorbehalte. Bis ich es gelesen habe, das Buch – und dann eine Fundgrube entdeckte, mit reichlich Gelegenheiten, meinem Publikum einen Dialog anzubieten, auch wenn sie zu Hunderten vor mir sitzen.

Wobei ich sortiert habe. Einige Übungen sind definitiv zu „krachig“ für meinen Stil, etwa Halloween auf Seite 106 oder die 99 Luftballons auf Seite 274. Andere dagegen sind tatsächlich wunderbar. Mir gefällt zum Beispiel die tolle Idee mit den Live-Säulendiagrammen auf Seite 86 – oder Liebes Tagebuch auf Seite 230.

Inzwischen ist mir die Wunderbar zu einem Nachschlagewerk geworden. Das lässt sich hier erkennen:

Zugegeben, ganz billig ist der Band nicht – wer nicht gerade die Zeitschrift Training aktuell  abonniert und damit 10 € Discount bekommt, der wird um knapp 50 Euro ärmer. Dafür aber ersetzt er manche vollmundig angekündigte Speaker-Weiterbildung – und bietet ein Repertoire sondergleichen. Hier gibt es eine Bestellmöglichkeit sowie auch einige Videos, in der die beiden Autoren ausgesuchte Methoden demonstrieren. Und nein, ich bekomme keine Provision. Das ist einfach ein cooles Buch. Auch für uns Intros. (Und irgendwie habe ich aus der Ferne den Verdacht, das Gaston Florin ein Intro ist. Bauchgefühl…)


28. März 2018

Die Sehnsuchtsstrategie: Im Gespräch mit Anja Schreiber

Dies ist eine Premiere: Zum allerersten Mal habe ich jemanden um ein Interview gebeten. Die „Jemand“ ist Anja Schreiber, eine in Berlin ansässige Journalistin. Anja ist mir aufgefallen, weil sie besondere Fragen stellt und auf besondere Weise hinhört und Themen entwickelt. Als sie neulich in einem Gespräch über Introvertierte von ihrem eigenen Buchprojekt erzählte, wurde ich neugierig: Sehnsucht und Karriere – das ist eine außergewöhnliche Kombination. Ich habe dann einfach einen Rollentausch vorgeschlagen und einmal selbst die Fragen gestellt. Hier ist das Ergebnis:

Liebe Anja Schreiber, wie kommt eine Journalistin eigentlich zu einem Thema wie die Sehnsucht?

Das ist ganz einfach: Ich beschäftige mich als Journalistin seit über zwanzig Jahren mit den Themen Studium, Beruf und Karriere. In zahllosen Interviews mit Fachleuten und Berufstätigen ist mir immer mehr deutlich geworden, wie wichtig die Sehnsucht für ein gelungenes Berufsleben ist – auch wenn der Begriff nicht unbedingt wörtlich vorkommt. Es ist mir deswegen ein Anliegen, einen Weg aufzuzeigen, wie Menschen ihre eigene persönliche Sehnsucht erkennen und konstruktiv für ihren Beruf nutzen können. Diese Methode namens „Sehnsuchtsstrategie“ findet sich in meinem gleichnamigen Ratgeber, den ich letztes Jahr veröffentlicht habe.

Warum ist Ihnen die Frage nach der Sehnsucht so wichtig geworden?

Die Frage nach der Sehnsucht wendet den Blick nach innen. Es geht also nicht um die Interessen und Erwartungen anderer, sondern um unsere persönlichen Wünsche und Träume. Aber genau die kommen oft zu kurz. Wir Menschen fragen uns ständig, wie wir bei anderen ankommen. Viel seltener gehen wir dagegen der Frage nach, was wir ganz persönlich wollen.

Für mich ist die Erkenntnis der eigenen Sehnsucht ein wichtiger Teil der Selbstreflexion! Wenn wir ein gutes (Berufs-)Leben führen möchten, dann kommen wir nicht umhin, in uns hineinzuhören. Reflexion bewahrt uns davor, uns etwas vorzumachen und so eine Richtung einzuschlagen, die gar nicht zu uns passt. Und gerade diese Passgenauigkeit entscheidet meist darüber, ob wir zufrieden sind – und letztendlich auch erfolgreich.

Ihr Buch „Die Sehnsuchtsstrategie“ ist ja auf die berufliche Neuorientierung zugeschnitten. Ist der Beruf ein gutes Biotop für Sehnsucht?

Ich glaube schon! Grundsätzlich empfinden wir Menschen in allen Lebensbereichen Sehnsüchte: Wir haben zum Beispiel Sehnsucht nach erfüllenden Beziehungen zu Menschen und vielleicht nach finanzieller Unabhängigkeit. Darüber hinaus gibt es religiöse und spirituelle Sehnsüchte. Die Themen Finanzen und Beziehungen berühren nicht nur das Privatleben, sondern auch den Beruf. Oft geht es um Erfolg, Anerkennung, Wertschätzung und Sinn: Das alles sind mögliche Sehnsuchtsziele im Job.

Der Begriff Work-Life-Balance zeigt, dass es Denkrichtungen gibt, die zwischen Beruf und Leben unterscheiden. Ich finde diese Trennung nicht glücklich. Denn eigentlich hat alles mit allem zu tun. Wir Menschen legen unsere Persönlichkeit und unsere Träume nicht ab, wenn wir durch die Bürotür gehen. Sicher trauen sich viele nicht, im Beruf ihre Wünsche zu verbalisieren oder gar zu leben. Aber sie sind da!

Welche Fragen stellen Sie Menschen, die ihre Sehnsucht nicht so genau kennen?

Ich versuche, mit sehr konkreten Fragen die Sehnsucht herauszufiltern. Wenn man jemand allgemein fragt, nach was er sich im beruflichen Kontext sehnt, kommt vielleicht nicht viel dabei heraus. Eventuell entsteht sogar eine gewisse Sprachlosigkeit. In der „Sehnsuchtsstrategie“ bitte ich deshalb meine Leserinnen und Leser, sich zum Beispiel Folgendes zu fragen: Wer sind meine Stars oder Vorbilder? Warum? Womit kann ich mich stundenlang befassen und dabei völlig die Zeit aus dem Blick verlieren? In welchen Momenten erlebe ich Sinn? Wen beneide ich und warum? Die Antworten auf solche Fragen können Sehnsüchte offenlegen. Außerdem bitte ich meine Leserinnen und Leser, sich ihre Wunschzukunft ganz konkret vorzustellen. Dabei geht es nicht nur um den Beruf, sondern um das ganze Leben.

Sind Ihnen schon sehnsuchtsfreie Menschen untergekommen? Wenn ja: Wie nehmen Sie sie wahr?

Manche Menschen wirken vollkommen visions- und sehnsuchtslos. Doch wer weiß, wie es in ihrem Innern aussieht? Grundsätzlich gehört die Sehnsucht zum Leben und sicher ist auch, dass sie sich nicht immer erfüllt. Vielleicht trauen sich deshalb manche Menschen nicht, das Thema auszusprechen. Möglicherweise befürchten sie, als Versager dazustehen, wenn sie sich zu ihrer Sehnsucht bekennen, aber dieses Ziel nicht erreichen. Es kann auch sein, dass sie keinen Zugang zu ihren Sehnsüchten haben, sich ihrer also nicht bewusst sind. Ich würde also niemanden als sehnsuchtsfrei bezeichnen. Wohl aber gibt es sehr unterschiedliche Grade der Bewusstheit. Gerade das ist mein Ziel: Menschen bei der Bewusstwerdung zu unterstützen.

Sehen Sie Unterschiede zwischen den Sehnsüchten intro- und extrovertierter Menschen?

Sehnsüchte spiegeln die Individualität von Personen wieder. Insofern könnte es hier in der Tat Unterschiede zwischen Intros und Extros geben. Aber Verallgemeinerungen sind schwierig. Denn natürlich können Intros auch ganz verschiedene Wünsche und Träume haben. Vielleicht will ein Intro Speaker werden, auch wenn das auf dem ersten Blick nicht naheliegt.

Der Hauptunterschied könnte eher in der Art liegen, wie Intros und Extros mit ihren Sehnsüchte umgehen. Wahrscheinlich haben Menschen, die sich nicht scheuen, über sich zu reflektieren, einen leichteren Zugang zu ihren Sehnsüchten. Wer vornehmlich im Außen ist, wird wenig Gelegenheit haben, sich seinem Inneren zu stellen. Hier sind Intros sicher im Vorteil!

Allerdings geht es im zweiten Schritt – nach der Reflexion – auch ums Handeln. Ich kann mir vorstellen, dass Extros in diesem Bereich im Vorteil sind, weil sie Dinge vielleicht schneller und mutiger anpacken.

Welche Sehnsüchte sind Ihnen persönlich zu wichtigen Impulsen geworden?

Eine meiner großen Sehnsüchte seit meiner Kindheit und Jugend war immer das Schreiben als Beruf. Sie sehen: Ich bin diesem Sehnsuchtsziel gefolgt! Ich sehe mich dabei aber noch nicht am Ende der Entwicklung, sondern auf dem Weg. Eine zweite Sehnsucht – die sich allerdings erst später entwickelt hat – ist, Menschen zu inspirieren und zur Reflexion anzuregen. Vereinfacht könnte man sagen, dass ich Hilfe zur Selbsthilfe leisten möchte! Mein Wunsch ist, dass meine Leserinnen und Leser zufriedener werden, weil sie ihr eigenes Leben leben!

Anja Schreiber: Die Sehnsuchtsstrategie. Wie Sie durch berufliche Neuorientierung Erfüllung und Zufriedenheit finden, Berlin 2017/2018, E-Book: 2,99 Euro, Taschenbuch: 7,99 Euro

Anja Schreiber M.A.
Website
dialog@anjaschreiber.de


20. Februar 2018

Coaching-Angebot: Wie genau soll es sein?

Coaching-Angebote empfinde ich immer wieder als fast konspirativ: Es gibt allgemeine Beschreibungen über das, was während der Coaching-Termine passieren kann und wer der oder die Coach ist. Aber zu Dauer, Konditionen oder besonders zum Honorar gibt es nicht immer Auskunft auf den Websites. Ich selbst freue mich immer, wenn ich schon im Vorfeld sehen kann: Was ist im Coaching drin? Und was kostet der Spaß?

Hinzu kommt noch etwas Anderes: Im Büro bekommen wir viele Anfragen nach Coachings, vor allem, wenn in Leitmedien größere Artikel zum Thema Introversion erscheinen, in denen ich etwas sage (also z.B. hier und hier). Viele  Interessierte wollen sich mit diesen Anfragen erst einmal allgemein informieren, einfach mit mir über ihre Anliegen reden. Oft haben sie von den Kosten eines Coachings keine Vorstellung und schrecken dann zurück, wenn ich mein Honorar nenne. Die Kommunikation im Verhältnis zum tatsächlichen Coaching sprengt irgendwann jeden Rahmen und nimmt uns Coaches die Zeit weg, die wir ja eigentlich mit Begleiten und Schreiben verbringen wollen…

Ich habe das jetzt so gelöst, dass ich auf meiner Website drei Coaching-Pakete anbiete.  Die vermitteln eine erste Vorstellung davon, wie so ein Coaching ablaufen kann. Und natürlich gibt es nach wie vor maßgeschneiderte Programme – oft auch im Anschluss an eines der Pakete. Das bedeutet Klartext: Was kostet das? Was ist drin? Aber ich merke, dass meine Klientinnen und Klienten das mögen. Und ich habe auch mehr Zeit für sie.


01. November 2017

Also, da gab es diesen Preis…

…und inzwischen haben mich so viele nette Menschen auf ihn angesprochen, dass ich doch etwas dazu sage.

Der GABAL-Verlag hat mir auf der Frankfurter Buchmesse Mitte Oktober den Best Business Book Award 2017 verliehen. Die Begründung steht im Link.

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Die Bilder hat Tom Peters gemacht, und Ursula Rosengart, CEO bei GABAL, zwinkert ihm auf dem zweiten Bild verschwörerisch zu. Auf meiner linken Seite ist Verleger André Jünger.

Ich habe mich als Kommunikationsfrau nicht gerade mit Ruhm bekleckert, weil ich baff war (ich wusste vorher tatsächlich nichts Konkretes) und im Moment der Überraschung überhaupt nicht an eine Dankesrede dachte. Aber das war ok, wie man mir am nächsten Tag versicherte. Und jetzt kann ich es ja schriftlich nachholen. DANKE!!!

Sehr nett war die Resonanz der vielen GABAL-Autorinnen und Autoren, die anwesend waren. Viele habe ich zum ersten Mal live gesehen, obwohl ihre Bücher in meinem Regal stehen. Die Leise Trilogie ist in allerbester Gesellschaft…

Ach, das Leben kann schön sein!

 

 


07. Dezember 2015

Ein Intro-Intro-Gespräch. Im Studio mit Gilbert Dietrich

Abgelegt in Intros und Extros

In der vergangenen Woche habe ich in Berlin endlich einmal Gilbert Dietrich persönlich treffen können. Gilbert beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Intro- und Extroversion, und wir waren seit dem Erscheinen der „Leise Menschen“ immer wieder im Gespräch. Aber begegnet sind wir uns erst jetzt. Gilbert hatte dabei die Idee, das coole Tonstudio in seinem Wirkungsfeld bei SoundCloud auszuprobieren. Wir haben uns also vor dem Mikro zu einem netten Intro-Intro-Gespräch niedergelassen.

Das Ergebnis hat Gilbert in seinem Blog hier zum Hören und Lesen festgehalten. Was für ein schöner Austausch – der Mann hat einen echten Horizont. Weswegen zwischen Small Talk-Tipps und Mängelwesendasein, Sinn des Lebens und Introversion, Poesie und der Sehnsucht nach Rückzug für jede(n) etwas dabei sein könnte.

Als typische Intro habe ich mal wieder zu wenig an eine angemessene Visualisierung gedacht. Aber hier ist Gilbert Dietrich in voller Pracht (und in nicht optimalem Licht) im Studio. 🙂

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Ich hoffe, wir haben noch viele weitere Gelegenheiten zum Austausch. Das war eine schöne Begegnung. Merci für viel Inspiration, Gilbert!

(Was Intros morgens aus dem Haus gehen lässt, können Sie übrigens in Motivation für Intros nachlesen.)

 


24. März 2015

Leise Menschen – hart am Wind (1): Wie gehen wir mit Druck um?

Leise Menschen – hart am Wind (1)

Wie gehen wir mit Druck um?

 Mit diesem Beitrag eröffne ich eine Themenreihe: In regelmäßigen Abständen poste ich hier Erkenntnisse, die leisen Menschen in einer oft ganz und gar nicht leisen Welt weiterhelfen können. Dabei geht es mir nicht um Artenschutz, sondern um ein artgerechtes Leben: Wenn es stimmt, dass gemischte Teams besonders erfolgreich sind, sorgen wir doch am besten dafür, dass es allen Teammitgliedern gut geht. Und noch besser ist, wenn wir uns fragen, was „Gutgehen“ für uns selbst eigentlich bedeutet.

Stress im Hirn

Gerade Extrovertierte üben in ihrem Verhalten und in ihrer Kommunikation leicht Druck aus, ohne dass sie das eigentlich wollen oder sich dessen bewusst sind. Extros sind handlungsorientiert, menschenzugewandt und – in entspanntem Zustand – eigentlich fröhliche, zupackende Menschen. Ihre nach außen gerichtete Energie schenkt ihnen eine lebendige Sprache und lässt sie mutig Hindernisse überwinden.

Für Intros ist Druck schlicht anstrengend. Der Extro kann aus verschiedenen Gründen mit seiner zupackenden Energie in Intro-Hirnen für Stress sorgen. Egal, ob die Motivation Status, Gewinnen, Macht oder einfach Power-Kommunikation heißt: Die Stresshormone fließen – vor allem bei Intros, die besonders leicht überstimuliert oder besonders vorsichtig sind.

Laute Szenen

Neulich im Meeting sah das so aus:

Intro-Managerin Karla: Wir haben nach unserer Recherche also ein ziemlich klares Ergebnis: Solange wir das Patent allein haben, werden wir die Nachfrage für das Medikament auf dem neuen Markt sehr wahrscheinlich so steigern können, dass wir die Gewinnzone ungefähr in (…)

Extro-Kollege Alex (unterbrechend): Jaja, stimmt. Jetzt geht es aber darum, schnell aktiv zu werden, bevor die Konkurrenz wieder schneller da ist. Ich schlage vor, wir machen jetzt schnellstens Nägeln mit Köpfen: nämlich (…)

Extro-Chefin: Alles klar – nimmst Du das in die Hand, Alex?

Karla: (guckt fassungslos)

Sie sehen, wie die Sache läuft: Vielleicht wurde Alex schlicht ungeduldig, weil ihm Karlas Beitrag zu langsam vorkam. Vielleicht wollte er sich auch einfach selbst positionieren: Dann wäre es ein Statusding, sich auf Karlas Kosten zu positionieren. Und die hat – egal, aus welchem Motiv Alex sie unterbrochen hat, – Stress. Und sie ärgert sich nach innen, nicht nach außen. Was ihr Ansehen im Team angeht, steht auf einem zusätzlichen Blatt.

Leise Gegenwehr

Wenn Sie ein leiser Mensch sind, haben Sie sich womöglich an ähnliche Situationen in Ihrem eigenen Berufsalltag erinnert und leiden mit Karla. Und womöglich fragen Sie sich gerade, wie Sie in einer solchen Situation eigentlich reagieren können.

Zum Glück gibt es im leisen Repertoire ein ganzes Arsenal an Möglichkeiten. Verteidigen Sie sich!
Was genau Sie tun können? Wählen Sie selbst. Hier sind einige leise Methoden. Gehen wir dafür zurück ins Meeting.

Methode 1: Für klare Regeln sorgen

Karla: Hey Alex – immer erst ausreden lassen, hm? Steht auf dem Poster!

Vorteil dieser Variante: Allgemeine Regeln gelten für alle – auch leise Moderatoren und Diskussionsleitungen finden es relativ leicht, ohne Ansehen der Person auf sie hinzuweisen. Klappt  sogar bei Vorgesetzten!

Methode 2: Freundlich weiterreden und das Gesagte intelligent nutzen

Karla: Ja, lieber Alex, finden wir auch. Deshalb haben wir schon einmal dafür gesorgt, dass die erste Niederlassung schon nächste Woche (…)

Diese Methode ist fortgeschrittender: Sie brauchen eine relativ schnelle Reaktionsfähigkeit. Wenn Sie ein wenig trainieren, brauchen Sie nur soviel Zeit, wie Sie brauchen, um „Ja, lieber Alex“ zu sagen, um den Inhalt hinterherzuschicken. Wenn Sie nicht gerade mit einem Überraschungsknaller wie der Niederlassung punkten können, reicht es zu sagen, dass Sie schon längst an einer arbeiten. Es geht vor allem um eins: um das Weiterreden. Das geht freundlich und leise.

Methode 3: Im Vorfeld mit den Entscheidungsträgern reden und ihnen das Wichtigste mitteilen

Extro-Chefin: Warten Sie, Alex, lassen Sie Karla mal zuende reden. Es gibt da schon ein Team.

Diese Variante hat zwei Vorteile: Erstens mögen es Vorgesetzte sehr, früher als andere informiert zu sein. Zweitens braucht Karla nicht selbst das Wort zurückzuerobern – das macht schon die Chefin. Mit einer deutlichen Signalwirkung: Alex wird sich nicht noch einmal trauen, sie zu unterbrechen.

Methode 4: Mit Humor eine Ebene höher gehen

Karla: Mooooment, lieber Alex – bist Du mir da gerade ins Wort gefallen? Vor allen anderen? Nee, oder? Also, was ich sagen wollte, (…)

Karla muss gar nicht laut sein – sie braucht nur zu erreichen, dass ihr „Mooooment!“ den Aggrex schon im Ansatz stoppt. Wenn sie eine sehr leise Stimme hat, hilft tief Einatmen und ein zusätzliches Heben der Hand.

 

Methode 5: Gnadenloser Charme

Legen Sie Alex freundlich die Hand auf den Unterarm, während Sie gleichzeitig weiterreden. Das geht natürlich nur, wenn Sie neben ihm sitzen. Wenn nicht, können Sie ihn anlächeln – auch eine Art, die Zähne zu zeigen!

 

Viel Freude beim Ausprobieren. Finden Sie heraus, wie Sie die Stresshormone am schnellsten loswerden, die zupackende Extros Ihnen geschickt haben.

Vergessen wir nicht: Wir stressen die Extros auch. Natürlich ganz klar, ohne das zu wollen. J

 

Buchtipp:

 


SYLVIA LÖHKEN

Intros und Extros

Wie sie miteinander umgehen und voneinander profitieren

360 Seiten, gebunden
E-Book inside
ISBN: 978-3-86936-549-7
€ 24,90 (D) | € 25,60 (A)
GABAL Verlag, Offenbach 2014

Intros, Extros und Zentros nebeneinander in ihren Stärken, Neigungen und auch Hürden im Umgang miteinander zu betrachten – das ist nicht nur fair, sondern ein Gebot der Realität. Denn wir leben ja nicht in Intro- und Extro-Kapseln. Die Realität ist das gemischte Team: in der Partnerschaft und in der Familie, mit Freunden und Kollegen, mit Chefinnen und Mitarbeitern. Das Buch zeigt vor allem eines: wie Menschen mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, Neigungen und Eigenschaften zusammenwirken und voneinander profitieren können. Die Praxisbeispiele und ihre Lösungen führen zu mehr Verständnis, Toleranz und Wertschätzung gegenüber „leisen“ und „nicht so leisen“ Menschen in der Selbst- wie in der Fremdwahrnehmung.

 


01. Juni 2014

Wenn Odins Rabe krächzt. Oder: Warum es gut ist zu leben, was wir wissen

Im Mai war viel los: verschiedene Kundenaufträge, Coachings, Buchsignierungen, der Tag der Pflege, ein Auftritt in der Urania… Und zum Ende des Monats hatte ich mich auf meine Keynote im BDVT Camp in Köln gefreut, das meine Kollegin Sabine Heß mit Rieseneinsatz organisierte. Das Thema Lernen für Intro- und Extrovertierte liegt mir sehr am Herzen, und alles war fertig vorbereitet.

Dann verlor ich meine Stimme. Tja. Es ging nichts mehr – und es war wirklich nur die Stimme, ansonsten keine Erkältung, keine Grippe, kein Garnix. Es war Dienstag. Der Vortragstermin war Freitag. Ich habe alle medizinischen Mittel ausprobiert, heißen Tee literweise verkonsumiert, brav die Klappe gehalten und nur über Zettel und WhatsApp kommuniziert. Die Stimme blieb weg. Zum ersten Mal überhaupt blieb mir nichts anderes übrig als einen Auftritt abzusagen. Ohne Stimme lässt sich schlicht kein Vortrag halten.
Und sie ist noch immer nicht wieder richtig zurück – ich klinge ähnlich melodiös wie einer von Odins Raben.

Offensichtlich war der Terminplan für Mai nicht so richig artgerecht für mich: Er war schlicht zu voll. Und das ist peinlich. Denn wenn ich mit Menschen arbeite, vermittle ich gern und aus Überzeugung eben dies: wie wichtig es ist, artgerecht zu leben und arbeiten. Also: Auf sich zu achten. Sich Pausen oder Ablenkung zu gönnen. Wege zum Aufladen der eigenen Batterien gut kennenzulernen. Die besten Umgebungen für die eigene Kreativität und Leistungsfähigkeit zu finden. Undsoweiterundsoweiter.

Und selbst habe ich gerade so richtig über meine Verhältnisse gelebt. Insofern bin ich alles andere als ein leuchtendes Vorbild. Aber erstens habe ich gelernt, wie punktgenau mein Körper mich lahmlegen kann, wenn es nicht mehr geht. Dazu lasse ich es jetzt nicht mehr kommen. Und zweitens habe ich hier doch einen überzeugenden Auftritt als abschreckendes Beispiel.

Also: Seien Sie gut zu sich! Sie verdienen es. (Und ja, ich olle Preußin verdiene es auch.)

PS: Liebe Sabine, Großes Danke für Dein Verständnis. Ich hoffe, Ihr hattet eine wunderbaren zweiten Tag!

 


23. Februar 2014

Intros und Extros: ein Buch für ALLE Perspektiven

Aufregende Zeiten: Am Mittwoch, dem 26.2.2014, erscheint mein neues Buch „Intros und Extros. Wie sie miteinander leben und voneinander profitieren“ im Gabal-Verlag. Erstmals legt der Verlag dem Buch den Zugang zum E-Book direkt bei – gut für alle E-Reader-Fans. Es gibt auch wieder eine Leseprobe.

Cover "Intros und Extros"

Dieses Buch war mir nach den Leisen Menschen ein echtes Anliegen. Denn wir leben ja nicht in Intro- und Extro-Kapseln. Wir leben in gemischten Teams: in Partnerschaft und Familie, mit Freunden und Kollegen, mit Chefinnen und Mitarbeitern.

„Intros und Extros“ soll vor allem eines zeigen: Wie durch Anderssein Wachstum entsteht. Wie wir mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten, Neigungen und Eigenschaften zusammenwirken und voneinander profitieren können. Ich habe viele Praxisbeispiele eingefügt, die das Verständnis und die Wertschätzung füreinander – ob „leise“ oder „nicht so leise“ – schärfen sollen. Besonders froh bin ich über die Expertinnen und Experten, die ihre eigene Perspektive aus ihrer Arbeit und aus ihren Erfahrungen beigesteuert haben. Und über Spiegel Online und Die Welt, die jetzt gerade kurz vor Erscheinen über meine Arbeit berichten.

Das Allerschönste aber ist: Das Buch zeigt die Unterschiede, die sich im Handeln und Kommunizieren aus Intro-, Extro- und Zentro-Perspektive ergeben, zum ersten Mal. Und wenn Sie herausfinden wollen, wohin Sie selbst gehören, ja, dann machen Sie doch einfach meinen Test.

Ach ja, für diese besondere Gelegenheit haben wir auch meine Website neu gestaltet. Ich hoffe, man merkt: Es stecken viele Stunden und Gedanken darin…

 


27. Mai 2013

Der Laut-Leise Diwan hat Premiere!

Was unterscheidet Intros und Extros? Wie ergänzen sie sich privat und beruflich? Wo haben sie es manchmal schwer miteinander? Und wie sehen sie die Welt?  Margit Hertlein und ich finden, dass große Fragen wie diese ein neues Format verdienen.

Margit ist Extro, ich bin Intro. Ihr Beruf ist das öffentliche Reden. Meiner auch. Da lag es nah, einmal öffentlich über den „kleinen Unterschied“ zwischen uns zu reden.
Da sich zurzeit so viele Menschen für Intro- und Extroversion interessieren, haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht:

Ab sofort treffen wir uns jeden Monat auf dem „Laut-Leisen Diwan“ und sprechen einige Minuten lang über ganz bestimmte Aspekte von Intro- und Extrovertiertsein, über laute und leise Menschen. Der Diwan selbst ist in Margit Hertleins Lieblingsfarbe orange gehalten und ist vor allem eines: ein Ort des Gesprächs.

 

 

Unser erstes Gespräch ist ab sofort online:
Der Laut-Leise Diwan (1). Punktlandung: Was Intros und Extros wirklich unterscheidet.

Schauen Sie doch einmal vorbei!

Nachtrag: Ende Juni 2013 ist der zweite Teil des Laut-Leisen Diwan erschienen. Der Titel:

Der Laut-Leise Diwan (2). Stimmt nicht! Klischees über Intros und Extros.

Herzlich willkommen!