Mit ‘Mutter’ getaggte Artikel


18. Juli 2010

Über Ferien, Rumbossen und Freiheit. Ein Gespräch mit Herrn Sohn.

Abgelegt in Familie, leiser Mensch

Herr Sohn (11) und ich haben uns gerade über die Ferienzeit unterhalten. Hier ein Ausschnitt.

Herr Sohn: Ich finde, die Ferien sollen dazu da sein, dass ich tun kann, wozu ich Lust habe. Freiheit!!

Ich: Hm. Und wenn du Lust bekommst, die Wohnung anzuzünden?

Herr Sohn: Neiiin! Ist doch klar, dass ich so was nicht meine. Und ich wohne ja schließlich auch hier. Nein – ich will einfach ohne Befehle leben!

Ich: Das klingt so, als würden wir dich nur rumbossen…

Herr Sohn: Ja, das kommt mir auch so vor.

Ich: Nenn‘ doch mal Beispiele!

Herr Sohn: Immer soll ich alles sofort machen, wenn du es sagst. Zum Beispiel aufräumen.

Ich: Ich habe gelernt, dass du das Aufräumen vergisst, wenn du es nicht sofort erledigst.

Herr Sohn: Stimmt ja auch manchmal. Aber wenn du mich dann erinnerst, dann hört sich deine Stimme so streng an. Und dann denke ich eben, du willst mich rumbossen.

Ich: Die strenge Stimme finde ich ganz logisch. Wer spielt schon gern einen Wecker mit Erinnerungsfunktion?

Herr Sohn: Lass‘ mich doch meine eigene Tagesplanung machen! Du kannst dann sagen, was dir wichtig ist – also zum Beispiel aufräumen oder so. Und ich bestimme alles andere und die Reihenfolge auch.

Ich: Oh – hört sich gut an. Bedeutet das jetzt, dass eigene Planung dich freier macht? Also Boss sein statt rumgebosst zu werden?

Herr Sohn: Ja. Das Geplante dann auch zu tun, das ist natürlich wieder eine andere Geschichte…

Ich: Fang einfach mal an!


02. Juli 2010

Was ist wichtig?

Abgelegt in Beistand, wertvoll

In dieser Woche ist unser Herr Sohn nach 15 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Es war eine chaotische und sorgenvolle, aber auch eine lebendige und sehr wertvolle Zeit – letztere konnten wir klarer erkennen, als kluge Menschen die fiese Borreliose erst einmal diagnostiziert hatten.

Jetzt bin ich froh, dass er wieder bei uns ist. Dass er ganz gesund gestern seinen 11. Geburtstag feiern konnte. Und ich habe ganz neu schätzen gelernt, was in normalen Alltagszeiten so oft unsichtbar bleibt. Besonders im Gedächtnis bleiben werden mir

– die wunderbaren Menschen, die in der unsicheren Phase an unserer Seite gewacht haben, nah und fern, auf Twitter und in emails, telefonisch und persönlich. Danke!

– die vielen Stunden im Krankenhaus, die das Tempo aus meiner normalen Lebensgeschwindigkeit genommen und mir gezeigt haben: Das geht. Und es tut auch gut.

– die Gedanken, die im Alltag wenig Raum haben: über das, was wirklich wichtig ist. Über das, was dem Leben einen Wert gibt. Über die große Zerbrechlichkeit, die so schnell so vieles ändert.

Bleiben wird auch eine tiefe Dankbarkeit für die Zeit, die wir zusammen erleben dürfen.
Und ein größeres Maß an Gelassenheit. Die Welt ist gut – das zeigt sich in schweren Zeiten mit einer anderen Intensität.


16. Mai 2010

Mehr Rückzugsnischen für leise Menschen!

Abgelegt in leiser Mensch

Heute schreibe ich über einen besonderen Menschen in meinem Leben:
über Herrn Sohn. (Ich nenne ihn auf Twitter so und bleibe hier dabei!)

Herr Sohn (10) also hatte heute einen frustrierten Verzweiflungausbruch.
Was war passiert?

Eigentlich sollte es ein schönes Wochenende werden. Ein fröhliches Frühlingswochenende in einer Jugendherberge mit 14 anderen Kindern aus einer internationalen evangelischen Kirchengemeinde, die ich wegen ihrer Weltoffenheit sehr schätze. Genügend erwachsene Betreuer, die wir kennen.

Herr Sohn aber ist diese Zeit schlecht bekommen. Richtig schlecht. Der Grund:
Alles wurde gemeinsam getan! Gruppentreffen und Sport, Musik und Essen, sogar Wandern:
Alles, alles passierte gemeinsam in der Gruppe. Schlafen im Sechsbettzimmer. Rückzugsmöglichkeit: null.

Ich weiß natürlich, dass Herr Sohn ein leiser Mensch ist. Dass er zwischendurch allein Zeit zum Denken und Luftholen braucht. Deshalb hatte er von mir einen Rat im Reisegepäck: Wenn es dir zuviel wird, hast du das Recht, dich auszuklinken. Jederzeit.

Genau das hatte er sogar vorher klargestellt – und während des Wochenendes auch zweimal versucht. Das Ergebnis: friendly fire. Will heißen: Beide Male überredete ihn eine erwachsene Betreuungsperson freundlich, doch lieber wieder zur Gruppe zurückzukehren. Was kann ein leiser Zehnjähriger dem entgegensetzen?

Wozu ich das schreibe: Leise Menschen brauchen Rückzugsnischen!
Eben weil sie leise sind, machen sie sich und anderen das oft nicht deutlich.

Dabei hat ein Rückzugsbedürfnis nichts mit sozialer Kompetenz oder Leistungsfähigkeit zu tun: Es ist einfach ein persönliches Merkmal wie Bewegungsdrang oder die Lust an  Diskussionen. Wer das respektiert, sichert sich die Freude am sozialen Leben und auch die Fähigkeit, optimal zu denken und zu arbeiten.

Wenn Sie zu den leisen Menschen gehören, dann gönnen Sie sich deshalb Ruhephasen im Alltag:
ein Mittagessen allein, ein kleiner Spaziergang zwischendurch, ein paar Seiten aus einem Buch (oder Blog).
Das wirkt Wunder: für Sie selbst und auch für Ihre Beziehungen zu anderen.

Herr Sohn leidet nach diesem Wochenende unter einer akuten Kirchenallergie. Das verstehe ich gut. Und ich werde zweierlei tun.
Erstens: ein entsprechendes Feedback geben.
Zweitens: mit Herrn Sohn Grenzen setzen üben: Er darf sich zurückziehen.
Auch unter „friendly fire“ wohlmeinender Menschen, die es eigentlich besser wissen sollten.

ps: Herr Sohn hat diesen Beitrag freigegeben.


09. Mai 2010

Auf Euch, Ladies! (Zum Muttertag)

Muttertag – ein Reizwort, positiv wie negativ.
Und auch ein (Ge-)Denktag zum Thema Mütterlichkeit.

Was ist Muttersein eigentlich?

Für mich ist es vor allem eines : Kreativität. Ein Kind zu haben und ihm mit Liebe heranwachsen zu helfen: Dies ist wohl eine Art Ur-Kreativität und eine der ganz, ganz großen Erfahrungen im Leben. Doch ich glaube, es ist viel zu eng gedacht, wenn wir das Muttersein auf biologische Reproduktion begrenzen.

Statt aller grauen Theorie stelle ich Ihnen und Euch heute einige Frauen vor, denen ich über Twitter begegnet bin. Diese Frauen sind auf sehr unterschiedliche Weise Mütter…

@sandrabloggt81 hat einen körperbehinderten Sohn im Kindergartenalter. Sie ist außerdem Studentin, Ehefrau und Arbeitnehmerin. Ich bewundere die Tatkraft und die Klarheit, mit der sie ihren Alltag für uns nachzeichnet. Und ich wünschte, ich könnte etwas tun, um sie vor Rückenschmerzen vom vielen Kind-Tragen zu schützen…

@Bewitt09 hatte den Mut, nach vielen Jahren Distanz zu den Zeugen Jehovas zu suchen. Das hat sie viel gekostet – unter anderem den Kontakt zu ihrer eigenen Mutter. Nun hilft sie mit ihrem Buch und ihrer Begleitung anderen Menschen, aus Sekten auszusteigen.

@ZamyatSeminare hat die Kreativität zu ihrem großen Thema gemacht. Ihre Kinder sind die Bücher, die uns den Zugang zu unseren kreativen Kräften bahnen können.

@MotherInLaw_50 wirft sich mit großem persönlichen Einsatz gegen das Verbrechen Kindesmissbrauch: damit diejenigen früh eine Stimme und Beistand bekommen, die sie zu ihrem Schutz dringend brauchen.

@antjeschrupp schreibt klug und facettenreich über – jawoll! – Feminismus. Ich schätze ihren Input so, weil er mich gegen den Strich denken lehrt.

@manomama hat ihre Kreativität genutzt, um ein Unternehmen aufzubauen, das den Namen sozial mit Stolz und Recht tragen kann. Was für ein Mutterdasein! (@johnkluempers und Herr Sohn sind übrigens seit gestern glückliche manomama-Jackenträger!)

Kluge, mutige, warmherzige Frauen – auf Euch! Zum Muttertag!