18. November 2020

Der Weg nach innen: Journaling als Lebenskunst

Abgelegt in Allgemein

Ich habe mit der Berliner Journalistin und Autorin Anja Schreiber gesprochen, die mit ihrem aktuellen Buch einen Wegweiser zum Journaling geschrieben hat. Nach dem Gespräch schreibe ich nun selbst wieder täglich und systematisch Tagebuch. Manche Begegnungen haben eben Folgen…

Schreiben gehört für viele Introvertierte zu den leisen Stärken. Über das Journaling kann es der Weg zu einer Schatzkammer werden.

SL: Die meisten Menschen sind gerade mit existenziellen oder sehr praktischen Fragen beschäftigt: „Wie kann ich mit Kindern zu Hause arbeiten? Behalte ich meinen Arbeitsplatz?“ Ist es in Corona-Zeiten hilfreich, ein Tagebuch zu schreiben?

AS: Sicher haben jetzt viele Menschen existenzielle Fragen und Sorgen. Viele sprechen mit ihren Partnern oder Freundinnen drüber, aber nur wenige schreiben auf, was sie gerade denken und fühlen. Doch so wichtig es auch ist, sich auszusprechen … es bringt nicht immer weiter. Gerade Intros wissen das. Sie neigen ohnehin dazu, bestimmte Dinge lieber mit sich selbst abzumachen. 

Das Tagebuchschreiben ist ein wunderbares Tool, um Gedanken und Gefühle frei in Worte zu fassen. Dadurch wird vieles klarer. Im Prozess des Schreibens gewinne ich Abstand zu meinen Sorgen, Problemen und Ängsten. Sind diese erst einmal niedergeschrieben, lassen sie sich leichter analysieren. Denn sie sind nun nicht mehr nur im Kopf, sondern auch auf dem Papier oder auf dem Bildschirm. Das ist sehr erleichternd. Dann sollte der nächste Schritt folgen: Die Suche nach einer Lösung. Viele kennen das von der Projektplanung im beruflichen Alltag: Sie basiert immer auf Textdokumenten. Das Gleiche macht auch bei der persönlichen Lebensplanung Sinn.

SL: Ist das Tagebuchschreiben eher etwas für Introvertierte?

AS: Ich bin überzeugt, dass das Journaling bei Intros und Extros gleichermaßen positive Wirkungen hat, aber natürlich kommt das Tagebuchschreiben Intros sehr entgegen. Ihnen fällt es wahrscheinlich leichter, sich zu disziplinieren und regelmäßig über sich zu schreiben. Allerdings besteht dieser Vorteil – so glaube ich – nur in der Anfangsphase, wenn es noch keine Schreibroutine gibt. Sobald das Journaling Teil des Alltags geworden ist, wird es den wenigsten noch schwerfallen. Dann ist es zur guten Gewohnheit geworden und funktioniert automatisch. Natürlich ist jeder im Vorteil, der gern über sich nachdenkt und selbstreflektiert durchs Leben geht.

SL: Sie raten dazu, die eigene Lebensvision schriftlich in Worte zu fassen. Warum?

AS: Es gibt Untersuchungen darüber, dass Menschen aufgeschriebene Ziele eher verwirklichen als Ziele, die sie nur im Kopf haben. Eigentlich kennt das jeder aus seinem Alltag: Wir schreiben To-do-Listen und Einkaufszettel. Das ist auch bei der Lebensvision so. Dazu kommt, dass viele meist nur eine vage Vorstellung von ihrer Zukunft haben. Aber je klarer die eigene Lebensvision ist, desto einfacher ist es, den Weg dahin zu planen. Deshalb ist es sinnvoll, in sich zu gehen und sich genau auszumalen, wie man leben möchte – und das dann detailliert schriftlich festzuhalten. In einem Workshop in Berlin fand eine meiner Teilnehmerinnen heraus, dass sie mit Kindern arbeiten will, ihr Studienfach das aber gar nicht vorsieht. Das Niederschreiben der eigenen Lebensvision führt in solchen Fällen zu sehr spannenden Erkenntnissen. Und genau darum geht es: mich selbst zu durchschauen!

SL: Meine Lebensvision zu formulieren: Wie schaffe ich das?

AS: Am besten stellen Sie sich ganz konkrete Fragen: An welchem Ort will ich leben? In der Großstadt oder auf dem Land? Wie wünsche ich mir Beziehungen? Was und wie will ich arbeiten? Stellen Sie sich diese Fragen und schreiben Sie Ihre Antworten auf. 

Viele haben zurzeit existenzielle Sorgen, aber wenig Handlungsspielräume, weil zum Beispiel ihre Branche stark von der Pandemie betroffen ist. Gerade jetzt ist es heilsam, die konkreten Sorgen zwischendurch in den Hintergrund treten zu lassen und sich die eigene Wunschzukunft auszumalen. Vielleicht will jemand, der bei einer Fluglinie arbeitet, sich schon lange verändern, weil ihn das viele Reisen auf Dauer auslaugt und er Familie und Beruf nicht unter einen Hut bekommt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich sehr konkret vorzustellen: Wie könnte wie ein anderes Leben aussehen?

SL: Hat das Tagebuchschreiben auch Folgen für das praktische Leben?

AS: Ich glaube, dass Selbstreflexion immer Auswirkungen auf das reale Leben hat. Reflektierend sehen wir die Welt anders – und können dann auch auf anderen Wegen weitergehen. Vielleicht entwickeln wir Ideen, die unser Leben entscheidend verändern. 

Das geschieht natürlich nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und Ausdauer. Außerdem ändert sich bereits am ersten Tag etwas Entscheidendes: Wer ein Journal schreibt, nimmt sich Zeit für sich selbst. Das ist wichtig, denn so entstehen neue Prioritäten. Es ist eine Auszeit, eine kleine Reise zu uns selbst, für die niemand die Wohnung verlassen muss.

SL: Was sind die Voraussetzungen dafür?

AS: Voraussetzungen fürs Journaling gibt es keine, außer vielleicht das Interesse an sich selbst.

SL: Was würden Sie Menschen raten, die mit dem Tagebuchschreiben loslegen wollen?

AS: Einfach anfangen, aber damit rechnen, dass sich die gute Gewohnheit nicht automatisch einstellt. Deshalb empfehle ich Geduld. Es braucht nicht viel Zeit … jeden Tag ein paar Minuten. Dazu braucht immer wieder einen kleinen Willensimpuls. Sehen Sie das Journaling als Training an, das Ihre Fähigkeit stärkt, Ideen zu entwickeln, Pläne zu schmieden und umzusetzen und dadurch zufriedener zu werden.

SL: Sie sagen, dass es wichtig ist, nicht nur zu schreiben, sondern auch das Geschriebene zu reflektieren. Wie geht das?

AS: Durch Lesen! Es macht Sinn, sich zusätzlich zur eigentlichen Schreibroutine in größeren Abständen mit dem eigenen Journal zu befassen und die vergangenen Einträge durchzulesen. Das Monats- und Quartalsende bietet sich dafür genauso an wie das Halbjahres- oder Jahresende. In dieser Zeit kann ich mein Journal unter einer ganz konkreten Fragestellung betrachten: Bin ich meinen Zielen nähergekommen? Wie steht es mit meinen Beziehungen, meiner Familie, meinem Freundeskreis, meiner Gesundheit, meinen Finanzen, meiner Freizeit … und natürlich meinem Beruf? 

Während dieser Lektüre machen Sie sich am besten Notizen. Zuerst können Sie ein paar Stichworte aufschreiben. Im Anschluss kann dann einen Überblickeintrag entstehen, der eine Vogelperspektive auf Ihre Reflexionen einnimmt. Das ist eine wunderbare Methode, mit sich im Gespräch zu bleiben und sich selbst bei dem Entwickeln von Zielen und ihrer Umsetzung zu begleiten.

Lesetipp:
Anja Schreiber: Entfessle Dein Selbst durch Journaling: Mit dem Tagebuch Träume verwirklichen, Ziele umsetzen, Erfolge wahrnehmen und das Selbstbewusstsein stärken … auch in der Corona-Krise, Berlin 2020

Der Blog von Anja Schreiber: https://blog.anjaschreiber.de


05. August 2020

4 Zutaten, die Ihre Sprache mächtiger machen

Abgelegt in Allgemein, Buch

Unsere Sprache verbindet uns mit Menschen. Sprache ist die Substanz, aus der unsere Gedanken bestehen. Sie prägt unser Tun und unsere Art, in der wir auf die Welt sehen. Kurz: Sprache ist mächtig! Das Wissen darüber, wie Sie Sprache verwenden, gibt Ihnen Wirkungsmacht: über Ihre Gedanken und über das, was Sie in die Welt bringen wollen.

Sachliche Argumente sind wichtig. Aber sie reichen nicht aus. Menschen werden von Sachargumenten allein nicht überzeugt – in den Büros nicht, in der Familie und im Freundeskreis nicht. (Ausnahme: Commander Spock.) Und wenn wir uns die Politik und die Wirtschaft ansehen: Auch da reichen kühle Fakten nicht. Ob wir wirklich Einfluss haben, hängt davon ab, wie wir etwas sagen.

Das Wie entscheidet über die Beziehung

Je größer Ihr Wirkungsbereich ist, umso mehr Sitzungen, Arbeitsessen, Begegnungen und Gespräche stehen in Ihrem Kalender. Und umso mehr kommt es darauf an, dass Sie mit Sprache Menschen beeinflussen und gleichzeitig eine gute Verbindung zu ihnen aufbauen oder sichern. Das ist besonders dann schwer, wenn es kontrovers zugeht – auf der Sachebene wie auf der Beziehungsebene.

Hier ein Beispiel aus der Coachingpraxis (die Namen und näheren Umstände habe ich geändert):

Der Ort: Marketingabteilung in einem Unternehmen in der Pharmabranche. Ein Dreiermeeting: Olaf versucht, die Chefin davon zu überzeugen, dass sie aus Simones Marketingbudget etwas für sein neues Projekt abzweigen könnte. Simone ist da anderer Meinung…

Die Sachebenen sind klar: Simone will ihr Budget ungekürzt für ihre eigenen Projekte verwenden. Olaf führt gute Gründe an, warum er etwas aus genau diesem Topf braucht. 

Auftritt Simone. Hier sind vier Strategien, mit denen sie eine gute Chance hat, ihr Budget zu retten.

Strategie 1: Freundlichkeit

Freundlichkeit ist wahrscheinlich nicht gerade die erste Idee, die Ihnen in den Kopf gekommen ist. Wenn es stressig wird und wir uns angegriffen fühlen, ziehen wir mit unserer Sprache eher die Zugbrücke hoch. 

Wenn Sie unter Druck ruhig und freundlich bleiben, dann zeigen Sie Souveränität: Sie brauchen keine Zugbrücke. Und Achtung: Freundlich heißt nicht nachgiebig!

Nicht so:
„Wir müssen alle mit unserem Budget auskommen, lieber Olaf!“

Sondern so:
„Interessant. Lass mal hören: Wie stellst Du Dir das genau vor?“

Strategie 2: Klarheit

Freundlichkeit und Klarheit gleichzeitig in die Sprache legen: Das geht – und es hat eine starke Wirkung!

Nicht so:
„Wie soll das denn gehen? Ich habe hier auch Verantwortung für meine Projekte!“

Sondern so:
„Dein Vorschlag geht zu Lasten meiner Projekte A und B. Wir haben die Gelder vom Vorstand offiziell bewilligt bekommen, und zwar zweckgebunden. Und dieser Zweck bleibt!“

Strategie 3: Interessant sein

Wir lernen am besten, wenn uns etwas interessiert. Seien Sie interessant, wenn Sie etwas vermitteln wollen.

Nicht so: 
(langatmiger Widerspruch mit gleichförmiger Intonation)

Sondern so:
„Lasst uns mal sehen, was auf dem Preisschild steht, wenn wir das tatsächlich so machen. Das Vertriebsteam hat auch Gelder verschubst – da ist jetzt gerade Heulen und Zähneklappern…“

Strategie 4: Positiv sein

Machen Sie keine Probleme – lösen Sie sie.

Nicht so:
„Ja, aber das geht nicht, weil wir schon…“

Sondern so:
„Olaf, ich kann gut verstehen, dass Du das Projekt pushen willst. Lass uns mal sehen, ob wir einen Topf finden, in dem noch ein Puffer ist. Da war doch noch… Und im nächsten Jahr könnten wir doch… (Mit Blick zur Chefin:) Was meinst Du?“

Und jetzt Sie!

Wie fast alle mächtigen Instrumente ist das machtvolle Reden Übungssache. Nutzen Sie die vier Zutaten doch in einer oder zwei der folgenden Situationen, sozusagen als Trockenübung. Und dann machen Sie in freier Wildbahn weiter!

  • Ihr Teenager soll sein Zimmer aufräumen. Er ist unterwältigt.
  • Sie wollen endlich einmal Urlaub in den Bergen machen und nicht nur am Meer!
  • Sie finden, dass die Großfamilie auch einmal woanders Weihnachten feiern kann als wieder bei Ihnen.
  • Sie wollen die nächste Karrierestufe angehen: Gespräch mit dem Chef.
  • Ihre Vorgesetzte gibt Ihnen eine Aufgabe, die undankbar ist – und die mit Ihrer Jobbeschreibung wirklich nichts zu tun hat.

Für den Zugang zu Ihrer eigenen machtvollen Sprache finden Sie in unserem neuen Buch ein ganzes Kapitel! 

Hier geht es zur Leseprobe:


06. Juli 2020

Warum Macht wie ein Messer ist – und 5 Gründe, warum Sie eines brauchen!

Abgelegt in Buch, Veränderung

Viele Menschen denken beim Wort Macht das Wort Missbrauch gleich mit. Und das ist gut verständlich: Es gibt viele Beispiele für Machtmissbrauch, und wir erleben ihn früh: Denken Sie einfach an die Lehrperson, die Sie in Ihrer Schulzeit am wenigsten mochten. 

Jeden Tag erfahren wir von Menschen, die ihren Einfluss durchdrücken: rücksichtslos, egoistisch und ohne schlechtes Gewissen. Der Diktator, der sein Volk auspresst, die Abteilungsleiterin, die einen Konkurrenten wegmobbt: Mitglieder im Club der dunklen Macht.

Aber das ist nur eine Seite der Macht: die dunkle. Es gibt auch eine helle Seite. Macht ist wie ein Messer: Es kann verletzen. Es kann aber auch eine Fessel zerschneiden. Oder eine Tomate. Und Sie halten es in der Hand.

Hier sind fünf Gründe, warum es gut ist, wenn Sie Ihren persönlichen Machtbereich gestalten und erweitern:

1. Sie werden cool.

Nehmen wir einmal an, Ihr Herzensanliegen ist die Pferdezucht. Sie haben einen neuen Ansatz und wollen Kooperationspartnerinnen und -partner gewinnen. Sie haben allerdings keinen Zuchtbetrieb. 
Wenn Sie loslegen und tatsächlich etwas bewirken wollen, entwickeln Sie mit Ihrem Pferdezuchtprojekt ganz sicher einige von diesen Eigenschaften: Energie. Leidenschaft. Neugier. Ehrgeiz. Flexibilität. Überzeugungskraft. Ausdauer. Fokus. Kreative Kraft. 

Sie ahnen schon: Sie verändern sich selbst, wenn Sie sich auf den Weg machen, um etwas zu verändern. Sie trainieren lauter Eigenschaften, die Ihnen auch sonst sehr, sehr weiterhelfen können. Ganz nebenbei machen sie auch das Leben schöner. Und irgendwann werden Sie sich an diesen schönen jungen Pferden auf der Wiese freuen…

Kurz: Sie werden sich gut fühlen.

2. Sie steigen gegen den Wind.

Wenn Sie machtvoll wirken wollen, werden Sie Gegenwind bekommen. Das Stirnrunzeln und das Grinsen erfahrener Pferdezüchter. Die Profis, die Ihnen nicht zuhören. Wenn Sie dran bleiben, lernen Sie, mit Hindernissen und kritischen Stimmen umzugehen und Ihren Kurs zu halten. Nebenbei treffen Sie all die interessanten und spannenden Menschen, die ebenfalls etwas verändern wollen.

Kurz: Sie werden Stärke und Durchhaltevermögen gewinnen.

3. Sie verbessern Ihre Kommunikation.

Wenn Sie andere überzeugen wollen, brauchen Sie eine überzeugende Sprache und überzeugende Körpersignale. Die trainieren Sie. Außerdem schauen Sie genauer hin, wie andere Menschen kommunizieren, die ihre Ideen umsetzen. Die Mit-Wirkenden bieten Ihnen ein persönliches Kommunikationstraining. Und die Pferde geben Ihnen sowieso ein ehrliches Feedback. 

Kurz: Sie bekommen das, was Sie brauchen, um Ihr Leben und Ihre Projekte mit anderen nach Ihren Vorstellungen zu gestalten.

4. Sie erleben die Kraft im Kleinen.

Es geht dabei gar nicht um den Friedensnobelpreis oder das Bundesverdienstkreuz. Die wirksamsten Menschen dieser Welt haben klein angefangen und dann eine Hebelwirkung entwickelt. Rosa Parks steht im Bus nicht für einen Weißen auf und macht damit den Anfang für die schwarze Bürgerrechtsbewegung der USA. Alfred Wegener sieht auf der Landkarte, dass die Ostküste Südamerikas wie ein Puzzleteil an die Westküste Afrikas passt – und entdeckt in jahrelanger Puzzlearbeit die Zusammenhänge der Plattentektonik, während seine Fachkollegen ihn belächeln.

Und Sie überzeugen vielleicht die eine Pferdezüchterin, es einmal mit Ihrem Ansatz zu versuchen. Nur ein einziges Jahr lang. Oder Sie schreiben einen Artikel, der in die richtigen Hände eines Investors fällt…

Kurz: Sie erfahren die Macht der kleinen Veränderungen.

5. Sie können die Welt verändern. Zum Besseren.

Wollen Sie wirklich, dass sich diejenigen durchsetzen, die den Club der dunklen Macht bevölkern? Ich auch nicht. Deswegen ist es gut, wenn Sie Ihre eigenen Vorstellungen dagegensetzen und sie gestalten. Das ist schon Macht.

Kurz: Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Es braucht Menschen wie Sie, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Sie braucht Sie.

Und jetzt Sie!

Wo ist ein Anliegen, das Ihnen wichtig ist? Gute Luft? Bessere Bedingungen für Schülerinnen und Schüler? Ein Impfstoff? Optimale Ernährung? Eine gerechtere Gesellschaft? Ein Spielplatz in der Nachbarschaft? Oder hat das Ding mit der Pferdezucht Sie auf eine Idee gebracht? Dann fangen Sie an!

Für den Weg zu Ihrer persönlichen Macht finden Sie in unserem neuen Buch alles, um Ihr Messer in die Hand zu nehmen. Auf der hellen Seite, versteht sich!

Hier finden Sie eine Leseprobe.

Ein Bild, das Zeichnung enthält.

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30. März 2020

Ressourcen: Selbstständigkeit und Online-Coaching

Meine große Aufgabe in diesen Tagen ist es, die Dinge gelassen zu lassen, auf die ich keinen Einfluss habe. Und es gibt ja zum Glück viele Bereiche, die sich auch zu Hause gestalten lassen. Mir tut es zum Beispiel gut, jedem Tag eine Struktur zu geben. Alleinzeit, Sport, Arbeiten… Und an jedem  Tag, den ich im Homeoffice bin, gönne ich mir eine üppige Lerneinheit und kümmere mich natürlich auch um mein Unternehmen.

Heute will ich teilen, wie meine beruflichen Lerneinheiten gerade aussehen.  Etliche Ressourcen kosten nichts oder haben einen sehr fairen Preis – und hier und da konnte ich eine Reduktion für meine Leserinnen und Leser verhandeln.

Die erste Rubrik gilt uns Selbstständigen, die in nur wenigen Wochen ganz neue Fragen und Anforderungen auf dem Tisch haben. Das ist für viele schwer – besonders bei denen von uns (mich eingeschlossen), die nicht gerade das no-risk-no-fun-Weltbild unterschreiben.

Selbstständige

Gerade nutze ich zur Orientierung intensiv die Telkos und die Ressourcen, die der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschlands e.V. (VGSD) anbietet. Ich bin seit Jahren Mitglied, weil der VGSD die einzige Stimme der Solo-Selbstständigen ist (oder der Unternehmen mit sehr wenigen Angestellten), die politisch wirklich Gehör findet. Der VGSD war zum Beispiel auch bei den Beratungen über die aktuellen Corona-Soforthilfen in Berlin dabei. Gerade jetzt ist es wichtig, dass diese Stimme der Selbstständigen vernehmlich ist und für viele Menschen steht. Deshalb ist ein Beitritt immer eine gute Idee. Dabei gibt es einen Community-Zugang, der nichts kostet. Wer Mitglied werden will, ist ab 8 € im Monat dabei, was ich sehr fair finde.

Einen immer ziemlich aktuellen Überblick über die Soforthilfen für alle Bundesländer und wichtige Informationen bietet das Gründerlexikon. Einen Überblick über Finanzstrategien für Selbstständige bietet die Plattform finanztip.de. Auch hier gibt es fortlaufend Aktualisierungen.

Online-Coaching

Die meisten meiner Coachings finden gerade online statt. Ich nutze gern die Plattform Zoom, weil sie stabiler ist als Skype und sehr praktische Möglichkeiten bietet – etwa ein virtuelles Whiteboard oder eine zweite Kamera für den Flipchart. Ich lerne gerade sehr viel dazu. Ein ausgezeichnetes Buch zum Online- Coaching ist das Buch von Sandra Dundler: Es ist sehr praxisorientiert und deckt viele Themen ab, die für uns Coaches gerade wichtig sind. Die Qualität von Online-Coachings hängt stark davon ab, wie wir uns als Coaches auf die Arbeit über physische Distanzen hinweg einstellen. Ein Beispiel: Vor dem Bildschirm neigen Menschen dazu, sich sehr schnell auf die Sachebene zurückzuziehen. Hier braucht es Interventionen, um auch die emotionale Ebene einzubeziehen.

Der Verlag ManagerSeminare versendet das Buch versandkostenfrei, und für (Probe)Abonnierende der Zeitschrift Training aktuell gibt es einen um 10 € reduzierten Sonderpreis.

Das derzeitige Top-Thema

Die Arbeit im Homeoffice ist für viele Coachees eine enorme Herausforderung: sowohl für Führungskräfte als auch für Teammitglieder. Ich arbeite seit Jahren mit Faircoach zusammen und bin deshalb auf zwei sehr gute Selbstlernkurse gestoßen, die ich weiterempfehle.

Führen aus dem Homeoffice

Dieses Webinar richtet sich an Führungskräfte, die aus dem Homeoffice ihre Teams gut begleiten und Dinge umsetzen wollen. Es gibt viele und dafür kurze Lerneinheiten zu einem breiten Buffet an Themen, etwa Führungsstil, Selbstorganisation, Mitarbeiterbegleitung, Gestaltung des Umfeldes… Ich habe von diesem Selbstlernkurs sehr profitiert und empfehle ihn auch meinen Coachees. Ich arbeite mit Faircoach seit Jahren zusammen, und CEO Oliver Hofmann gibt Ihnen einen Nachlass von 5 Euro auf den ohnehin günstigen Kurs, wenn Sie hier ordern.

Arbeiten im Homeoffice

Dieses Webinar ist für Teammitglieder gedacht und nimmt eine andere Perspektive ein. Aber auch hier steht die Selbstorganisation im Vordergrund: Wie gestalte ich meinen Arbeitsalltag? Wie gehe ich aus der Distanz mit Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen um? Wie gebe ich meinem Arbeitsalltag Struktur, und wie schaffe ich Abstand zu den Menschen und meinem sonstigen Leben zu Hause? Welche digitalen Tools helfen mir?

Auch auf diesen Kurs spendiert Oliver Hofmann einen einen Nachlass von 5 Euro, wenn Sie hier ordern.

Weiterbildung

Vieles von dem, was ich als Präsenztrainerin brauche, benötige ich auch in der Online-Welt. Und doch gibt es bei der Entwicklung und Durchführung von Online-Seminaren neue und andere Dinge, die wichtig werden: Tools, Teilnehmendenaktivierung, die eigene Rolle als Lernbegleitung auf Distanz, das Marketing… Der Kurs von Uta Fröschen ist ein Paket, in dem die Trainerin die Inhalte nicht nur vermittelt, sondern auch gleich selbst „vortanzt“. Er wird nun nochmals angeboten und findet wieder in zwei Modulen statt. Es sind noch Plätze frei, und es gibt einen Rabatt von 50 Euro auf den Seminarpreis, wenn Sie in der Anmeldung bei Sabine Blank von Faircoach meinen Namen erwähnen.

Und was machen Sie so?


18. März 2020

Ist jetzt wirklich Intro-Zeit?

Corona. Kaum etwas ist so, wie es bis vor ganz kurzem noch war. Und ja, viele der Einschränkungen, die unser öffentliches Leben auf Sparflamme herunterfahren, sind intro-freundlich: Alle halten Abstand voneinander. Es gibt Zeit zum Lesen. Verabredungen, Veranstaltungen und Feiern werden abgesagt. Es gibt weniger Lärm, dafür mehr Zeit und Ruhe zum Nachdenken. Homeoffice mit heißem Tee ersetzt das Großraumbüro oder lange Meetings in großer Runde. Wobei die PR-Profi Jana Assauer, auch mit Intro-Anteilen, ganz richtig anmerkt: Mit (hungrigen, gelangweilten und zum Arbeiten anzuregenden) Kindern im Homeoffice ist es auch für Intros nicht so richtig ruhig und reizarm.

Trotzdem. Gefühlt dutzendweise Blog-Beiträge betonen: Hey, es ist Intro-Zeit. Und Lachen ist gesund. Klar schaue ich mir gerade auch gern lustige Beiträge wie die von Bored Panda  an. Und nochmal klar: Den Beinahe-Hausarrest und die ungewählten Phasen des Alleinseins finden Extrovertierte wohl eher nicht so toll – auch nicht mit Kids, die Kissenschlachten machen.

Intro-Stress trotz Social Distancing

Das, liebe Leserin und lieber Leser, ist aber nur die halbe Wahrheit. Neben dem Ruhebedürfnis und der Empfindlichkeit auf äußere Reize gibt es noch eine dritte Eigenschaft, die intro- von extrovertierten Hirnen unterscheidet: Es ist das leicht erregbare Vorsichtszentrum im Limbischen System – auch Mandelkern oder Amygdala genannt. Durch Cortisol-Messungen lässt sich gut nachweisen: Intros sind besonders gestresst, wenn es zu wenig Sicherheit gibt. Sie bekommen auch schneller da Bedürfnis, sich zu schützen. Und nein, das bedeutet nicht, dass wir Angsthäsinnen und -hasen sind: Es bedeutet, dass es uns gut geht, wenn wir und sicher fühlen.

Hier zum Nachlesen aus meinem Buch Intros und Extros (Gabal 2014):

Cover "Intros und Extros"

Also: Die unfreiwillige Corona-Pause ist für Intros eine enorm stressreiche Zeit. Was wird aus der Gesundheit? Wie geht es den älteren Menschen im Freundes- und Verwandtenkreis? Sind sie in Gefahr? Wie lange gibt es meinen Arbeitsplatz in seiner bisherigen Form noch? Und für uns Selbstständige: Wie lange halten wir den Verdienstausfall durch?

Fragen über Fragen. Alle sorgen für Turbulenzen im Kopf. Vor allem in einem introvertierten. Hinzu kommt, dass die allermeisten Menschen in unserem Land noch nie eine wirklich ernsthafte Krise erlebt haben: Die war bis jetzt immer woanders. Nur die Älteren und Menschen aus Krisengebieten erinnern sich an den Krieg, an Epidemien, an Hunger, an Flucht und an lebensbedrohliche Gefahren. Wir hatten es bis jetzt immer relativ gut – und die Krisenpraxis fehlt uns.

Es geht weiter!

Uns fehlt auch das Erfahrungswissen, das gelassen macht. Egal, wie katastrophal die Situation ist – es geht immer weiter, irgendwie. Genau das werden wir nach dieser Krise haben: Erfahrungswissen. Ja, jeder Corona-Tod ist furchtbar. Ja, der Zusammebruch eines großen Teils der Wirtschaft ist schrecklich. Und ja, es wird wieder anders werden. Für Intros und für Extros. Es geht immer weiter.

Das sage ich meinem empfindlichen Vorsichtszentrum im Hirn. Und nehme nach einigen Tagen Schockstarre die Projekte auf, die ich schon längst verfolgen wollte. Endlich habe ich zum Beispiel dieses Video-Equipment bestellt, das mir der sehr kundige Emanuel Koch empfohlen hat. Es geht weiter…

Nachtrag: Inzwischen hat der Stern einen netten Beitrag zum Thema veröffentlicht.

 


04. Januar 2020

Leise Seminare: Neue Termine

Abgelegt in leiser Mensch, Termin

Auch 2020 bieten wir wieder Leise Seminare an:
zweimal Leises Storytelling, zweimal Leise Wirkung.

Hier finden Sie eine Übersicht, Informationen zu den beiden Formaten und den Zugang zur Anmeldung:

https://www.intros-extros.com/intros-und-extros/

Wie bisher gibt es nur sehr kleine Gruppen (maximal sechs Personen) und zwei Tage in einem geschützten Rahmen.

Alles Gute für 2020!

Sylvia Löhken

 


27. Juni 2018

Leise Seminare!

Schon lange wünsche ich mir, Seminare für Leise Menschen anzubieten, die genau auf sie zugeschnitten sind: kleine Gruppen, meine Ideen, und Themen, die speziell den Intros wichtig sind. Jetzt ist es soweit: Wir können zwei eigene Leise Workshops anbieten!

 

Beide Workshops greifen die Wünsche leiser Coachees auf. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Tom Peters – Profimusiker, Körper- und Stimmprofi – zwei Formate anzubieten, die es so noch nicht gibt. Um einen geschützten Rahmen zu bieten, machen wir es ein wenig exklusiv: Pro Termin kommen maximal sechs Teilnehmende zusammen.

Im ersten Workshop geht es um Leise Wirkung. Welche Wirkungsfaktoren gibt es? Wie wirken Introvertierte auf ihre Art authentisch und erfolgreich? Diese Fragen gehören zu denen, die ich im Coaching am häufigsten höre.
Die sechs Teilnehmenden erhalten ein persönliches S.C.I.L.-Profil mit einem Panoramablick auf ihre Wirkung – und entwickeln sie  bewusst weiter.

Termine: 24.-25. September 2018, 15.-16. November 2018

Anmeldung: hier 

Der zweite Workshop bietet einen neuen, leisen Blick auf Storytelling.

Leise Menschen haben ganz besondere Eigenschaften, die sie für das Storytelling bestens ausstatten. Dieser kleine, feine Workshop hilft dabei, diese Vorteile zu entdecken und anzuwenden. Es gilt, einen eigenen, authentischen Stil zu finden – um dann mit Freude und Sicherheit zu erzählen. Und mit Resonanz!

Termine: 1.-2. Oktober 2018, 3.-4. Dezember 2018

Anmeldung: hier

Die ersten Anmeldungen sind schon über „Mundpropaganda“ eingegangen. Es sieht so aus, als ob sich im Herbst am Bonner Markt sehr interessante Menschen begegnen werden. Wir freuen uns!

 


10. Juni 2018

Wunderbar – auch für Intros auf der Bühne!

Wunderbar heißt ein Buch, das gleich 140 Kontaktmöglichkeiten mit einem großen Publikum beschreibt – von der Bühne aus also. Meine extrovertierte Freundin und Kollegin Margit Hertlein hat es mit Gaston Florin geschrieben und mir schon vor einiger Zeit mit einer lieben Widmung überreicht.

Aber ich habe lange herumgeeiert. Margit und ich haben ganz unterschiedliche Redestile. Als Intro springe ich auf der Bühne eher nicht aus Torten (während Margit das mit Weißbiergläsern schon sehr erfolgreich praktiziert hat). Deshalb war das Buch für mit Extro-Territorium. Und gar zu viele Vorträge habe ich erlebt, in denen der Effekt vor dem Inhalt stand. Zugegeben: Ich hatte meine Vorbehalte. Bis ich es gelesen habe, das Buch – und dann eine Fundgrube entdeckte, mit reichlich Gelegenheiten, meinem Publikum einen Dialog anzubieten, auch wenn sie zu Hunderten vor mir sitzen.

Wobei ich sortiert habe. Einige Übungen sind definitiv zu „krachig“ für meinen Stil, etwa Halloween auf Seite 106 oder die 99 Luftballons auf Seite 274. Andere dagegen sind tatsächlich wunderbar. Mir gefällt zum Beispiel die tolle Idee mit den Live-Säulendiagrammen auf Seite 86 – oder Liebes Tagebuch auf Seite 230.

Inzwischen ist mir die Wunderbar zu einem Nachschlagewerk geworden. Das lässt sich hier erkennen:

Zugegeben, ganz billig ist der Band nicht – wer nicht gerade die Zeitschrift Training aktuell  abonniert und damit 10 € Discount bekommt, der wird um knapp 50 Euro ärmer. Dafür aber ersetzt er manche vollmundig angekündigte Speaker-Weiterbildung – und bietet ein Repertoire sondergleichen. Hier gibt es eine Bestellmöglichkeit sowie auch einige Videos, in der die beiden Autoren ausgesuchte Methoden demonstrieren. Und nein, ich bekomme keine Provision. Das ist einfach ein cooles Buch. Auch für uns Intros. (Und irgendwie habe ich aus der Ferne den Verdacht, das Gaston Florin ein Intro ist. Bauchgefühl…)


28. März 2018

Die Sehnsuchtsstrategie: Im Gespräch mit Anja Schreiber

Dies ist eine Premiere: Zum allerersten Mal habe ich jemanden um ein Interview gebeten. Die „Jemand“ ist Anja Schreiber, eine in Berlin ansässige Journalistin. Anja ist mir aufgefallen, weil sie besondere Fragen stellt und auf besondere Weise hinhört und Themen entwickelt. Als sie neulich in einem Gespräch über Introvertierte von ihrem eigenen Buchprojekt erzählte, wurde ich neugierig: Sehnsucht und Karriere – das ist eine außergewöhnliche Kombination. Ich habe dann einfach einen Rollentausch vorgeschlagen und einmal selbst die Fragen gestellt. Hier ist das Ergebnis:

Liebe Anja Schreiber, wie kommt eine Journalistin eigentlich zu einem Thema wie die Sehnsucht?

Das ist ganz einfach: Ich beschäftige mich als Journalistin seit über zwanzig Jahren mit den Themen Studium, Beruf und Karriere. In zahllosen Interviews mit Fachleuten und Berufstätigen ist mir immer mehr deutlich geworden, wie wichtig die Sehnsucht für ein gelungenes Berufsleben ist – auch wenn der Begriff nicht unbedingt wörtlich vorkommt. Es ist mir deswegen ein Anliegen, einen Weg aufzuzeigen, wie Menschen ihre eigene persönliche Sehnsucht erkennen und konstruktiv für ihren Beruf nutzen können. Diese Methode namens „Sehnsuchtsstrategie“ findet sich in meinem gleichnamigen Ratgeber, den ich letztes Jahr veröffentlicht habe.

Warum ist Ihnen die Frage nach der Sehnsucht so wichtig geworden?

Die Frage nach der Sehnsucht wendet den Blick nach innen. Es geht also nicht um die Interessen und Erwartungen anderer, sondern um unsere persönlichen Wünsche und Träume. Aber genau die kommen oft zu kurz. Wir Menschen fragen uns ständig, wie wir bei anderen ankommen. Viel seltener gehen wir dagegen der Frage nach, was wir ganz persönlich wollen.

Für mich ist die Erkenntnis der eigenen Sehnsucht ein wichtiger Teil der Selbstreflexion! Wenn wir ein gutes (Berufs-)Leben führen möchten, dann kommen wir nicht umhin, in uns hineinzuhören. Reflexion bewahrt uns davor, uns etwas vorzumachen und so eine Richtung einzuschlagen, die gar nicht zu uns passt. Und gerade diese Passgenauigkeit entscheidet meist darüber, ob wir zufrieden sind – und letztendlich auch erfolgreich.

Ihr Buch „Die Sehnsuchtsstrategie“ ist ja auf die berufliche Neuorientierung zugeschnitten. Ist der Beruf ein gutes Biotop für Sehnsucht?

Ich glaube schon! Grundsätzlich empfinden wir Menschen in allen Lebensbereichen Sehnsüchte: Wir haben zum Beispiel Sehnsucht nach erfüllenden Beziehungen zu Menschen und vielleicht nach finanzieller Unabhängigkeit. Darüber hinaus gibt es religiöse und spirituelle Sehnsüchte. Die Themen Finanzen und Beziehungen berühren nicht nur das Privatleben, sondern auch den Beruf. Oft geht es um Erfolg, Anerkennung, Wertschätzung und Sinn: Das alles sind mögliche Sehnsuchtsziele im Job.

Der Begriff Work-Life-Balance zeigt, dass es Denkrichtungen gibt, die zwischen Beruf und Leben unterscheiden. Ich finde diese Trennung nicht glücklich. Denn eigentlich hat alles mit allem zu tun. Wir Menschen legen unsere Persönlichkeit und unsere Träume nicht ab, wenn wir durch die Bürotür gehen. Sicher trauen sich viele nicht, im Beruf ihre Wünsche zu verbalisieren oder gar zu leben. Aber sie sind da!

Welche Fragen stellen Sie Menschen, die ihre Sehnsucht nicht so genau kennen?

Ich versuche, mit sehr konkreten Fragen die Sehnsucht herauszufiltern. Wenn man jemand allgemein fragt, nach was er sich im beruflichen Kontext sehnt, kommt vielleicht nicht viel dabei heraus. Eventuell entsteht sogar eine gewisse Sprachlosigkeit. In der „Sehnsuchtsstrategie“ bitte ich deshalb meine Leserinnen und Leser, sich zum Beispiel Folgendes zu fragen: Wer sind meine Stars oder Vorbilder? Warum? Womit kann ich mich stundenlang befassen und dabei völlig die Zeit aus dem Blick verlieren? In welchen Momenten erlebe ich Sinn? Wen beneide ich und warum? Die Antworten auf solche Fragen können Sehnsüchte offenlegen. Außerdem bitte ich meine Leserinnen und Leser, sich ihre Wunschzukunft ganz konkret vorzustellen. Dabei geht es nicht nur um den Beruf, sondern um das ganze Leben.

Sind Ihnen schon sehnsuchtsfreie Menschen untergekommen? Wenn ja: Wie nehmen Sie sie wahr?

Manche Menschen wirken vollkommen visions- und sehnsuchtslos. Doch wer weiß, wie es in ihrem Innern aussieht? Grundsätzlich gehört die Sehnsucht zum Leben und sicher ist auch, dass sie sich nicht immer erfüllt. Vielleicht trauen sich deshalb manche Menschen nicht, das Thema auszusprechen. Möglicherweise befürchten sie, als Versager dazustehen, wenn sie sich zu ihrer Sehnsucht bekennen, aber dieses Ziel nicht erreichen. Es kann auch sein, dass sie keinen Zugang zu ihren Sehnsüchten haben, sich ihrer also nicht bewusst sind. Ich würde also niemanden als sehnsuchtsfrei bezeichnen. Wohl aber gibt es sehr unterschiedliche Grade der Bewusstheit. Gerade das ist mein Ziel: Menschen bei der Bewusstwerdung zu unterstützen.

Sehen Sie Unterschiede zwischen den Sehnsüchten intro- und extrovertierter Menschen?

Sehnsüchte spiegeln die Individualität von Personen wieder. Insofern könnte es hier in der Tat Unterschiede zwischen Intros und Extros geben. Aber Verallgemeinerungen sind schwierig. Denn natürlich können Intros auch ganz verschiedene Wünsche und Träume haben. Vielleicht will ein Intro Speaker werden, auch wenn das auf dem ersten Blick nicht naheliegt.

Der Hauptunterschied könnte eher in der Art liegen, wie Intros und Extros mit ihren Sehnsüchte umgehen. Wahrscheinlich haben Menschen, die sich nicht scheuen, über sich zu reflektieren, einen leichteren Zugang zu ihren Sehnsüchten. Wer vornehmlich im Außen ist, wird wenig Gelegenheit haben, sich seinem Inneren zu stellen. Hier sind Intros sicher im Vorteil!

Allerdings geht es im zweiten Schritt – nach der Reflexion – auch ums Handeln. Ich kann mir vorstellen, dass Extros in diesem Bereich im Vorteil sind, weil sie Dinge vielleicht schneller und mutiger anpacken.

Welche Sehnsüchte sind Ihnen persönlich zu wichtigen Impulsen geworden?

Eine meiner großen Sehnsüchte seit meiner Kindheit und Jugend war immer das Schreiben als Beruf. Sie sehen: Ich bin diesem Sehnsuchtsziel gefolgt! Ich sehe mich dabei aber noch nicht am Ende der Entwicklung, sondern auf dem Weg. Eine zweite Sehnsucht – die sich allerdings erst später entwickelt hat – ist, Menschen zu inspirieren und zur Reflexion anzuregen. Vereinfacht könnte man sagen, dass ich Hilfe zur Selbsthilfe leisten möchte! Mein Wunsch ist, dass meine Leserinnen und Leser zufriedener werden, weil sie ihr eigenes Leben leben!

Anja Schreiber: Die Sehnsuchtsstrategie. Wie Sie durch berufliche Neuorientierung Erfüllung und Zufriedenheit finden, Berlin 2017/2018, E-Book: 2,99 Euro, Taschenbuch: 7,99 Euro

Anja Schreiber M.A.
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20. Februar 2018

Coaching-Angebot: Wie genau soll es sein?

Coaching-Angebote empfinde ich immer wieder als fast konspirativ: Es gibt allgemeine Beschreibungen über das, was während der Coaching-Termine passieren kann und wer der oder die Coach ist. Aber zu Dauer, Konditionen oder besonders zum Honorar gibt es nicht immer Auskunft auf den Websites. Ich selbst freue mich immer, wenn ich schon im Vorfeld sehen kann: Was ist im Coaching drin? Und was kostet der Spaß?

Hinzu kommt noch etwas Anderes: Im Büro bekommen wir viele Anfragen nach Coachings, vor allem, wenn in Leitmedien größere Artikel zum Thema Introversion erscheinen, in denen ich etwas sage (also z.B. hier und hier). Viele  Interessierte wollen sich mit diesen Anfragen erst einmal allgemein informieren, einfach mit mir über ihre Anliegen reden. Oft haben sie von den Kosten eines Coachings keine Vorstellung und schrecken dann zurück, wenn ich mein Honorar nenne. Die Kommunikation im Verhältnis zum tatsächlichen Coaching sprengt irgendwann jeden Rahmen und nimmt uns Coaches die Zeit weg, die wir ja eigentlich mit Begleiten und Schreiben verbringen wollen…

Ich habe das jetzt so gelöst, dass ich auf meiner Website drei Coaching-Pakete anbiete.  Die vermitteln eine erste Vorstellung davon, wie so ein Coaching ablaufen kann. Und natürlich gibt es nach wie vor maßgeschneiderte Programme – oft auch im Anschluss an eines der Pakete. Das bedeutet Klartext: Was kostet das? Was ist drin? Aber ich merke, dass meine Klientinnen und Klienten das mögen. Und ich habe auch mehr Zeit für sie.