01. Juni 2014

Wenn Odins Rabe krächzt. Oder: Warum es gut ist zu leben, was wir wissen

Im Mai war viel los: verschiedene Kundenaufträge, Coachings, Buchsignierungen, der Tag der Pflege, ein Auftritt in der Urania… Und zum Ende des Monats hatte ich mich auf meine Keynote im BDVT Camp in Köln gefreut, das meine Kollegin Sabine Heß mit Rieseneinsatz organisierte. Das Thema Lernen für Intro- und Extrovertierte liegt mir sehr am Herzen, und alles war fertig vorbereitet.

Dann verlor ich meine Stimme. Tja. Es ging nichts mehr – und es war wirklich nur die Stimme, ansonsten keine Erkältung, keine Grippe, kein Garnix. Es war Dienstag. Der Vortragstermin war Freitag. Ich habe alle medizinischen Mittel ausprobiert, heißen Tee literweise verkonsumiert, brav die Klappe gehalten und nur über Zettel und WhatsApp kommuniziert. Die Stimme blieb weg. Zum ersten Mal überhaupt blieb mir nichts anderes übrig als einen Auftritt abzusagen. Ohne Stimme lässt sich schlicht kein Vortrag halten.
Und sie ist noch immer nicht wieder richtig zurück – ich klinge ähnlich melodiös wie einer von Odins Raben.

Offensichtlich war der Terminplan für Mai nicht so richig artgerecht für mich: Er war schlicht zu voll. Und das ist peinlich. Denn wenn ich mit Menschen arbeite, vermittle ich gern und aus Überzeugung eben dies: wie wichtig es ist, artgerecht zu leben und arbeiten. Also: Auf sich zu achten. Sich Pausen oder Ablenkung zu gönnen. Wege zum Aufladen der eigenen Batterien gut kennenzulernen. Die besten Umgebungen für die eigene Kreativität und Leistungsfähigkeit zu finden. Undsoweiterundsoweiter.

Und selbst habe ich gerade so richtig über meine Verhältnisse gelebt. Insofern bin ich alles andere als ein leuchtendes Vorbild. Aber erstens habe ich gelernt, wie punktgenau mein Körper mich lahmlegen kann, wenn es nicht mehr geht. Dazu lasse ich es jetzt nicht mehr kommen. Und zweitens habe ich hier doch einen überzeugenden Auftritt als abschreckendes Beispiel.

Also: Seien Sie gut zu sich! Sie verdienen es. (Und ja, ich olle Preußin verdiene es auch.)

PS: Liebe Sabine, Großes Danke für Dein Verständnis. Ich hoffe, Ihr hattet eine wunderbaren zweiten Tag!

 

7 Antworten zu “Wenn Odins Rabe krächzt. Oder: Warum es gut ist zu leben, was wir wissen”

  1. Argerechte Haltung, nicht nur für Tiere-sondern auch für uns „MENSCHEN“!

  2. Liebe Sylvia … was für ein wunderschönes Bild – Odins Rabe. Bist Du dann Munin oder Hugin? Odin hatte ja zwei an seiner Seite und ich kann den anderen Part als Extro aber hallomäßig einnehmen. Über seine Grenzen und Verhältnisse leben, das schaffen wir Extros auch recht gut. Da gilt dann für jeden der zwei Raben: seid gut zu Euch!

  3. Ja, das ist eine Lektion für Intros und Extros gleichermaßen, besonders für die mit den strengen Preussinnen im inneren Team… Ein Hoch auf das artgerechte Leben.

  4. harald musch sagt:

    …warum nur rührt mich immer wieder so das versagen von Perfektionisten ?
    …zu voller Terminplan – dabei hat der Tag nur 12 Stunden…
    ein Tipp, von dessen Wirksamkeit ich, durch Selbstversuch und am Beispiel zahlreicher Bekannter und Freunde überzeugt bin : geh‘ nach einem vollen Tag Tango tanzen – macht garantiert müde UND glücklich!!! Und die Stimme wird garantiert geschont (höchstens ein klein wenig überanstrengte Füße !)

  5. Corina sagt:

    Das war ein klares Zeichen zum Zurückschrauben…der eigene Körper ist ein so fein eingestelltes Instrument mit einer deutlichen Sprache ( wenn man hinhört)
    Der Verlust der Stimme ist immer ein Anzeichen von zuviel Stress/Druck/ zu VIEL/Überforderung oder auch Angst.
    Aus Sicht der TCM ist Lungen-Qi geschwächt. Als Prophylaxe: Nieren und Lungenmeridian stärken( tägliche Übungen, Ernährung, Selbstmassage). Genug Schlaf, Regelmässigkeit im Alltag. Sich wirklich gut schauen und bewusst auf die Zeichen des Körpers achten.
    Sanfte Anzeichen von Überforderung beachten – im Frühstadium erkennen ( Bei mir äussert sich das zBsp als Kopfschmerz oder Gliederschmerzen, Unruhe, Irritiertheit, im schlimmsten Fall Wattegefühl im rechten Ohr und Nasenbluten) – Was nicht immer einfach ist, wenn man Verpflichtungen nachkommen muss und es manchmal bedeutet „Leute im Stich zu lassen“…Doch man kann immer gewisse Dinge reduzieren, delgieren, loslassen…
    Die Kunst des höflichen „NEIN-Sagens“ und Abgrenzens ist eine Schule fürs Leben.
    Ich werde immer mal wieder damit konfrontiert: will ich ein „gutes Mädchen“ (man ist ja noch so erzogen worden) sein und alle um mich zufriedenstellen oder will ich meiner Gesundheit schauen und die Bedürfnisse meiner Introversion wahren? (Man kann die Reaktion des Gegenübers nicht steuern punkto viel Verständnis oder being „pissed off“, doch man kann kontrollieren wie gut man sich selbst fühlt..
    Eine Buchempfehlung: Extreme Selfcare von Cheryl Richardson ( nach meinem Eindruck auch eine Introvertierte) beschreibt diesen Weg zur aktiven Selbstliebe sehr gut.

  6. Danke für Ihre Zeilen und Ihre Gedanken, liebe Frau Chladek. Das Buch von Cheryl Richardson habe ich mir gerade bestellt und freue mich über den Hinweis. Im zweiten Halbjahr habe ich trotz dieses Blogbeitrags so wenig verbessert und so viel gearbeitet, dass nicht einmal mehr Platz für einen weiteren Text auf dieser Plattform war. Sie erinnern mich daran, etwas zu ändern. Merci.

  7. Corina Chladek sagt:

    Nochmal ein Buchtipp:

    Martha Beck – Finding your own North- Star

    SUPERBUCH!!

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