„Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse nun einmal ab und der Körperfettanteil zu. Das ist ganz natürlich.“
Es begann damit, dass ich mich beim Lesen dieser Sätze ärgerte. Genauer gesagt: Ich ärgerte mich, weil ich die Wahrheit am eigenen Leib sah und fühlte. Ich war ziemlich schwach auf der Brust geworden. Langlauf: kein Problem. Aber Liegestütze? Oder Klimmzüge? Haha! Inzwischen war beim Tragen von T-Shirts auch sichtbar, dass ich mit meinen Armen wenig mehr als einzelne Bücher stemmte, um sie vom Schreibtisch zum Regal (oder den umgekehrten Weg) zu tragen. Maximal.
Ich ärgerte mich außerdem, weil ich mich mit 45 Jahren noch nicht in ein Schicksal als werdende Alte fügen mochte. Mutter Natur mag einen besonderen Sinn für Humor haben (Sie wissen schon: wenn der Oberarm beim Winken mitwinkt!), aber ich musste ihn ja nicht ergeben teilen. Hinzu kam ein Glaubwürdigkeitsproblem. Ich fragte mich als Prinzipienreiterin: Wenn ich meinen Klienten glaubhaft vermitteln will, dass gesetzte Ziele und Strategien bei konsequenter Umsetzung gute Folgen und sichtbare Veränderungen im Leben mit sich bringen – wenn sie mir also all dies glauben sollen: Darf ich dann Oberarme haben, die so aussehen, als ob ihre Trägerin es selbst nicht kann?
Es war ganz klar Zeit für Ziele, Strategien und Umsetzung. Ich erspare Ihnen die Details und kürze ab: Seit ziemlich genau zwei Monaten mache ich regelmäßig Kardio- und Muskelaufbautraining. Ich esse mich dreimal täglich satt. Die guten Folgen und sichtbaren Veränderungen sind inzwischen sichtbar.
Und hier kommt die Überraschung: Die allerbesten Folgen hatte ich bei all der Planung und Selbstmotivation gar nicht gesehen. Wissen Sie, wie man sich fühlt, wenn eine Kraft kommt, die man zuletzt mit 18 oder 20 hatte? Un-glaub-lich! Die Beziehung zwischen Geist und Körper, über die ich so gern rede, wenn in den Seminaren Körpersprache auf dem Plan steht – diese Beziehung habe ich in einer ganz neuen Dimension kennengelernt. Wortwörtlich am eigenen Leib: Mehr Kraft im Körper wirkt wie eine Frischzellenkur fürs Gehirn! Ich arbeite ruhiger, freier und konzentrierter.
Die Muckibude, um die ich leicht naserümpfend einen großen Bogen zu machen pflegte, ist der Ort, wo ich auch die umgekehrte Wirkung vom Geist auf den Körper erfahren habe. Die kluge @R_Fro in meiner Twitter-Timeline erklärte mir, dass inzwischen erwiesen ist: Wer Muskelübungen in Ruhe und mit innerem Fokus durchführt, baut besser Muskeln auf. Geist-Körper-Beziehung at its best!
Fazit: Krafttraining bringt mir Ruhe. Ruhe bringt mir Kraft. Als schlichtere Vergnügen kommen auf die Habenseite der Verlust einer Kleidergröße und die Lizenz für freie Oberarme. Außerdem kann ich im Zug locker meinen Koffer über die Köpfe meiner Mitreisenden in die Ablage wuppen. Schönes Gefühl!
Das Wichtigste: Ich fühle mich glaubwürdig in dem, was ich anderen vermittle. Und ich lache fröhlich, nicht sarkastisch über Mutter Natur. Selbst sie lässt uns eine Wahl!
Danke für diesen offenen und inspirierenden Text. Wie du, habe ich die Auswirkungen des nahenden Alters auch schon gespürt, aber die Konsequenzen noch nicht gezogen. Die Vorstellung in ein Fitnessstudio zu gehen sind einfach zu gruselig.
Dein Text macht allerdings viel Mut es zumindest in Erwägung zu ziehen 😉
Ich stimme allem Gesagtem zu!
Die Umsetzung des sportlichen Teiles steht bei mir noch aus, allerdings habe ich einen unglaublichen körperlichen und mentalen Kraftgewinn dadurch erzielt, dass ich mein Gewicht reduziert habe und zwar hauptsächlich durch Nahrungsumstellung, d.h. Weglassen von Nahrungsmitteln, die mein Körper nicht verträgt. Ich esse mich seither auch dreimal am Tag satt, muss zwar aus dem Blickwinkel anderer auf vieles verzichten, ich selbst verspüre aber keinen Mangel sondern besagten Gewinn. Der Körper ist leichter und muss sich weniger wehren, was dem Geist wiederum Ruhe verschafft.
@Andrea – die Muckibude ist ja kein Zwang. Habe es in meinem Umfeld erlebt, dass mit dem richtigen Personal Trainer schneller und effektiver Muskeln aufgebaut werden können. V.a. wenn man im Kardiobereich schon einiges erreicht hat.
@ Judith : Ich habe mich auch von einer Expertin begleiten lassen. Es macht eine Menge aus, ein Programm zu haben, das auf uns individuell zugeschnitten ist. Was ja für Coaching allgemein gilt … Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Änderungsprozess!